Xiaomi Mi 9 Lite

Mein Sony Xperia Z3 Compact war fast fünf Jahre im Einsatz und hat durch CarbonROM auch noch aktuellere Android-Versionen bekommen. Seit einigen Monaten hat es allerdings zunehmend verschiedene Probleme entwickelt und mittlerweile ist auch der Touchscreen nicht mehr zuverlässig benutzbar. Einige Apps sind mit der fünf Jahre alten Technik mit 32 Bit-CPU und 2 GB RAM auch eher langsam, was speziell bei einigen Funktionen von Nextcloud und der Kamera besonders deutlich auffällt. Das war Anlass für mich, mich nach einer Alternative umzusehen.

Technische Eigenschaften

Entscheidend waren für mich folgende Punkte:

  • Ausreichende Ausstattung für wenigstens 4-5 Jahre (64 Bit, mindestens 4 GB RAM)
  • Entsperrbarer Bootloader für die Installation von TWRP, Magisk und angepasster ROMs
  • NFC (u.A. für die Verbindung zu einem Sigma BC 1416)
  • Klinkenbuchse für Headsets
  • Steckplatz für MicroSD-Karten
  • Akkulaufzeit von idealerweise mehr als 24 Stunden mit einer Ladung

Ein größeres Display mit mehr als 5″ Diagonale ist bei aktuellen Geräten kaum zu vermeiden, allerdings sollte es dann auch eine dazu passende Auflösung sein. Das Xiaomi Mi 9 Lite (die globale Version des CC9) hat alle Anforderungen erfüllt und darüber hinaus noch folgende Eigenschaften zu bieten:

  • Abgerundetes AMOLED-Display mit schmalen Rändern und „Tropfen“-Notch mit einer Auflösung von 1080×2340 Pixel, Diagonale 6,39″, Gorilla Glas 5
  • Snapdragon 710 (64 Bit, 8 CPU-Kerne, Adreno 616 GPU)
  • 6 GB RAM, 64 oder 128 GB interner Speicher
  • Akku mit einer Kapazität von 4030 mAh und Quick Charge mit dem mitgelieferten Netzteil
  • Drei Hauptkameras:
    1. Weitwinkel mit 48 Megapixel (oder 12 Megapixel mit 2-fach-Zoom), f/1.8, Sensor mit 1/2″ (Sony IMX586)
    2. Ultraweitwinkel mit 8 Megapixel
    3. Tiefensensor (PMD) mit 2 Megapixel für das Freistellen von Objekten z.B. in Portraitaufnahmen
  • Frontkamera mit 32 Megapixel, f/2.0
  • Fotoaufnahmen mit HDR
  • Videos im Format 16:9 mit 2160p@30fps, 1080p@30/60/120fps, 720p@960fps
  • USB-C, auch geeignet für den Anschluß von Geräten wie USB-Sticks oder Eingabegeräten
  • Optischer Fingerabdruckleser hinter dem Display
  • Infrarot-Sender für univereselle Fernbedienungen („IR-Blaster“)
  • Dual-Einschub für SIM- und MicroSD-Karte, alternativ für zwei SIM-Karten nutzbar

Viele Merkmale findet man in ähnlicher Weise auch bei Geräten anderer Hersteller. Allerdings fehlt mittlerweile oft der Anschluß für Headsets oder der Einschub für MicroSD-Karten.

Aufgrund des niedrigen Preises muss man aber auch Einschränkungen in Kauf nehmen: der eingebaute Lautsprecher bietet nur die Wiedergabe in Mono und Wireless Charging gibt es ebenfalls nicht. Der USB-C-Anschluss ist außerdem nur zum Aufladen und für Datenübertragung geeignet – der direkte Anschluß externer Monitore wird nicht unterstützt. Schließlich muss man auch berücksichtigen, dass der Dual-SIM-Betrieb nicht gleichzeitig mit einer MicroSD-Karte möglich ist.

Im Lieferumfang enthalten ist neben dem Netzteil und einem USB-Kabel auch eine transparente Schutzhülle. Ein Headset ist nicht beigelegt, das von mir verwendete JBL Tune 205 funktioniert aber völlig problemlos.

Im direkten Vergleich ist das Mi 9 Lite deutlich größer als das Z3 Compact. Die Verwendung der mitgelieferte Hülle ist auf jeden Fall sinnvoll, da sie genauso dick ist, wie der Rahmen der hervorstehenden Kameras auf der Rückseite und für eine einheitlich ebene Fläche sorgt. Beim Z3 Compact war dafür keine separate Hülle nötig.

Alle nachfolgenden Beschreibungen zum Thema „Bootloader“ und angepasster ROMs sind rein informativ. Ich übernehme keine Verantwortung für eventuelle Schäden, wenn jemand den Bootloader seines Gerätes entsperrt und eigene ROM-Images installiert!

Entsperren des Bootladers

Der Ablauf für das Entsperren des Bootloaders ist wie folgt:

  • Bei https://global.account.xiaomi.com/pass/register ein Benutzerkonto anlegen, wobei eine SIM-Karte im Gerät und die Angabe der Telefonnummer zwingend notwendig sind (Option „Create using a phone number“). Danach muss man dieses Konto auch auf dem Gerät eintragen. Hat man den Entsperrvorgang einmal durchgeführt, ist das eintragen des Benutzerkontos auf dem Gerät selbst für die weitere Verwendung nicht mehr notwendig. Wichtig: WLAN muss ausgeschaltet sein, sonst klappt die Anmeldung beim Konto nicht. Ist das Konto einmal eingetragen und im Gerät benutzbar, kann man WLAN auch wieder einschalten.
  • Aktivieren der Entwickleroptionen auf dem Gerät, indem man bei den Systeminformationen mehrfach den Eintrag mit der MIUI-Version antippt, bis die Meldung erscheint, dass die Entwickleroptionen freigeschaltet sind.
  • Bei den Entwickleroptionen „OEM unlocking“ freischalten.
  • Herunterladen des Tools zum Entsperren von Xiaomi bei https://en.miui.com/unlock/.
  • Starten des Entsperr-Tools und Ausführen der Entsperrung entsprechend der Anweisungen des Tools.

Wenn man das Entsperr-Tool zum ersten Mal für ein Gerät benutzt, kann man das Gerät nicht sofort entsperren sondern muss zunächst einige Tage warten. Die Wartezeit wird auch direkt im Tool angezeigt. Bei mir waren es am Anfang 168 Stunden. Den Hinweis dass der Fingerabdruckleser nach dem Entsperren nicht mehr nutzbar wäre, kann man getrost ignorieren – er funktioniert auch mit entsperrtem Bootloader einwandfrei.

Nach dem erfolgreichen Entsperren wird fortan bei einem Neustart des Geräts unter dem MI-Logo im Displays der Text „Unlocked“ angezeigt, bevor die reguläre Boot-Animation erscheint.

Installation von TWRP, ROM von xiaomi.eu und Magisk

TWRP findet man bei XDA in diesem Thread. Benötigt wird neben TWRP selbst (die Variante für „pyxis“) der vbmeta-Patch, mit dem „Verified Boot“ abgeschaltet wird, damit TWRP selbst sowie Custom ROMs gestartet werden können.

Vor der Installation muss man sicherstellen, dass auf dem Computer, vom dem aus man TWRP installieren will, ADB installiert ist und das Gerät im Fastboot-Modus erkannt wird. Nachdem das Gerät man im Fastboot-Modus gestartet hat und es via USB verbunden ist, kann man TWRP und den vbmeta-Patch wie folgt installieren und anschließend das Gerät neu starten:

fastboot flash recovery "twrp-3.3.1-0-pyxis-final (auto-decrypt).img"
fastboot flash vbmeta "vbmeta.img"

Update: Version mit funktionierender Entschlüsselung der Datenpartition

Die obige Variante funktioniert zwar, um ein neues ROM zu installieren, allerdings funktionierte die Entschlüsselung der Datenpartition (/data) damit bei mir nicht. Es gibt eine neuere Variante von TWRP die man ebenfalls bei XDA in diesem Thread findet (twrp-3.3.1-3-pyxis-mauronofrio.img). Diese Version fragt beim Start auch das Sperrmuster (oder PIN) ab, um die Datenpartition lesen zu können, womit auch ein Backup dann kein Problem ist.

Dort wird auch eine andere Variante zur Installation des VBMeta-Patch beschrieben, bei der man zuerst TWRP direkt über fastboot startet und dann den VBMeta-Patch als ZIP-Datei in TWRP selbst installiert. Dieser Schritt ist allerdings nicht nötig, wenn man den Patch schon nach der obigen Beschreibung installiert hat.

Update: TWRP für MI 9 Lite als offizielle Version

Mittlerweile ist die Version von TWRP von mauronofrio für das MI 9 Lite auch offiziell verfügbar und wird regelmäßig aktualisiert: https://twrp.me/xiaomi/xiaomimi9lite.html.

Start von TWRP und Installation des Custom ROM

Um nun in TWRP zu gelangen, started man das Gerät neu und hält gleichzeitig die Lautstärke-Wippe nach unten gedrückt, bis TWRP geladen wird. Innerhalb von TWRP kann man nun wie gehabt alternative ROMs und Magisk installieren.

Ein angepasstes ROM mit einer Reihe zusätzlicher Funktionen und ohne Werbung findet man bei https://xiaomi.eu. Dieses wird wie üblich als ZIP-Datei heruntergeladen und kann in dieser Form auch in TWRP installiert werden.

Vor der Installation sollte man einmal in TWRP unter „Wipe“ mit „Format Data“ die data-Partition formatieren, sonst wird das ROM nicht starten. Das ist auch bei einem Wechsel von einer stable-Version zu weekly oder umgekehrt nötig.

Für Magisk kann man die offizielle Version von https://github.com/topjohnwu/Magisk/releases verwenden. Vor der Installation musste ich das System einmal neu booten, sonst war Magisk nicht installierbar. Magisk muss auch nach jedem Update des ROM manuell neu installiert werden.

Am Ende hat man mit der stable-Version des ROMs von xiaomi.eu MIUI 11 mit Android 9 mit Patch-Level 2019-09-01 (Stand Anfang Dezember 2019).

Mi Wallpaper Carousel

Die ROM-Version von xiaomi.eu enthält zwar keine Werbung, allerdings hat man die App „Mi Wallpaper Carousel“ beibehalten. Diese zeigt u.A. auch im Sperrbildschirm neben dem Symbol für die Taschenlampe ein eigenes „Blumen“-Symbol an. Tippt man dieses Symbol an, wird man aufgefordert, das „Wallpaper Carousel“ zu aktivieren, was extrem störend ist, wenn man diese Funktion nicht nutzen will.

Der einzige Weg, diese Funktion loszuwerden, ist das Umbenennen oder Löschen der Datei /system/app/MiGalleryLockscreen/MiGalleryLockscreen.apk im Dateimanager von TWRP. Ggf. muss man dazu noch die system-Partition in TWRP mounten.

Andere Apps, die man nicht benötigt, kann man in Android selbst deaktivieren oder ggf. mit Titanium Backup „einfrieren“.

Praktische Erfahrungen

Auf alle Punkte im Detail einzugehen, wäre zu viel, daher nur das, was mir besonders aufgefallen ist. Bezüglich der Spracheinstellung: ich bevorzuge Englisch, da die Übersetzungen von Apps mitunter nicht sehr gut sind. Generell steht im System aber auch Deutsch als Sprache zur Verfügung und ist auch brauchbar. Es ist allerdings nicht möglich, mehrere Sprachen einzurichten, wie es bei Android normalerweise vorgesehen ist.

Display

Beim Display folgt Xiaomi dem allgemeinen Trend: ein Display mit abgrundeten Ecken und schmalem Rand, was fast die gesamte Vorderseite einnimmt. Auch die Einkerbung für die Frontkamera am oberen Rand, die „Notch“, ist vorhanden, allerdings in einer sehr dezenten Tropfenform, die genug Platz für die Statuszeile lässt. Auf Wunsch kann man die Statuszeile auch mit schwarzem Hintergrund einstellen, so dass die Notch optisch nicht mehr erkennbar ist.

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich früher der Ansicht war, dass Smartphones nicht mehr als 4-5 Zoll Displaydiagonale haben sollten, damit man sie noch mit einer Hand bedienen kann und sie klein genug für eine der vorderen Hosentaschen sind. Mehr als 5 Zoll waren für mich früher undenkbar. Letztlich ist es aber nur eine Sache der Gewohnheit das Smartphone in die Jacken- oder Umhängetasche statt der Hosentasche zu stecken und eigentlich auch kein großes Problem – zumal ich ohnehin meistens auch eine Smartwatch am Handgelenk trage und dort Nachrichten und Anrufe mitbekomme. Auch die Bedienung ist effektiv kein Problem – mein altes Gerät habe ich auch nicht immer nur einhändig benutzt und im Alltag habe ich mich schnell an das neue Format gewöhnt.

Die Auflösung von 1080×2340 Pixel in Kombination mit AMOLED ist besonders bei Fotos und Videos durchaus beeindruckend. Die Pixelstruktur ist mit bloßem Auge für mich nicht erkennbar, die Darstellung wirkt für mich wie gedruckt, was allerdings bei einer Auflösung von rund 403 PPI auch nicht erstaunlich ist – zur Verdeutlichung: eine 16 Pixel große Schrift wäre nur noch etwa 1 mm hoch.

MIUI

Die Oberfläche von MIUI ist wohl Geschmackssache – am ehesten kann man es als Android mit einer iPhone-ähnlichen Oberfläche beschreiben. Wie beim iPhone gibt es im Launcher keinen App-Drawer, sondern alle Apps werden auf einer oder mehreren Seiten des Launchers angezeigt. Als Alternative kann man sich Poco Launcher von Xiaomi installieren, der ursprünglich für das Pocophone F1 entwickelt wurde. Jeder andere Launcher ist natürlich ebenso möglich.

Fingerabdruckleser

Das Entsperren des Geräts mit Fingerabdruck ist bei Smartphones schon einige Jahre durchaus üblich. Was noch relativ neu ist, ist die Positionierung des Lesers dafür unter dem Display, so dass man den Finger nur auf eine bestimmte Stelle des Displays halten muss, um das Gerät zu entsperren. Dafür ist es auch nicht nötig, vorher das Display zu aktivieren – sobald man das Gerät in die Hand nimmt, wird die Position des Fingerabdrucklesers für einige Sekunden optisch auf dem Display angezeigt. Das Entsperren ist aber auch direkt mit einer Berührung des Displays möglich, wenn das Gerät im Standby-Modus auf dem Tisch liegt.

Auch wenn die Erkennung des Fingerabdrucks manchmal länger als eine Sekunde dauert, funktioniert es insgesamt sehr zuverlässig und schnell. Einige Apps unterstützen diese Funktion auch als Alternative für Passwörter, wobei man das Passwort einmal eingeben muss und dann die Wahl hat, künftig dafür den Fingerabdruckleser zu verwenden.

Kamera

Bei der Kamera habe ich am deutlichsten gemerkt, dass das Gerät fünf Jahre jünger ist, als mein altes Smartpone: Aufnahmen erfolgen praktisch ohne wahrnehmbare Verzögerung für das Speichern der Bilder und die Bildqualität ist durch den verbauten Bildsensor von Sony (IMX586) recht ordentlich. Mit der Hauptkamera wird standardmäßig allerdings nicht die volle Auflösung von 48 Megapixel (8000×6000 Pixel) genutzt, sondern nur 12 Megapixel (4000×3000 Pixel). Dafür ist ein 2-facher Zoom vorhanden, bei dem nur ein Ausschnitt der gesamten Bildfläche verwendet wird. Die Kamera-App bietet aber auch die Möglichkeit, 48 Megapixel ohne Zoom zu nutzen. Daneben gibt es auch noch eine Ultra-Weitwinkel-Kamera, die aber nur mit 8 Megapixel aufnimmt. Ein drittes Modul mit einer Auflösung von 2 Megapixel dient nur zur Erfassug der räumlichen Tiefe für Portraitaufnahmen, um die Personen im Bild vor einem künstlich unscharf dargestellten Hintergrund freizustellen.

Die Frontkamera löst mit 32 Megapixel auf, wodurch die Qualität von Selfies entsprechend hoch ist.

Videoaufnahmen sind theoretisch auch mit 4K möglich, allerdings sollte man bei der Qualität keine all zu hohen Ansprüche haben. FullHD ist aber durchaus brauchbar.

VoLTE und WLAN Call

Mit „VoLTE“ (Voice over LTE) und „WLAN Call“ kann man Telefonate über eine bestehende IP-Verbindung führen, wenn vorhanden und durch den Telefonanbieter unterstützt. Dadurch ist einerseits der Verbindungsaufbau sehr schnell und auch die Sprachqualität höher als bei GSM-Verbindungen.

Wenn nötig, kann man die Sperre des Netzbetreibers, die die Nutzung von VoLTE verhindert, durch Wählen der Nummer *#*#86583#*#* für VoLTE und *#*#869434#*#* für WLAN Call ausschalten (und auch auf dem selben Weg wieder einschalten).

Update 2019-12-09: Ursprünglich hatte ich geschrieben, dass VoLTE gut funktioniert. Leider hat sich herausgestellt, dass mit aktiviertem VoLTE der SMS-Versand nicht mehr zuverlässig funktioniert, weshalb ich darauf verzichte.

Always On Display

Durch das AMOLED-Display bietet auch das Mi 9 Lite ein optionales Always On Display, d.h. es werden auf Wunsch auch im gesperrten Zustand dauerhaft Uhrzeit, Akkustand und Infosymbole ausgewählter Apps angezeigt. MIUI selbst unterstützt dabei nur eine sehr begrenzte Zahl von Apps, hauptsächlich die eigenen. Die Version von xiaomi.eu ist hier erfreulicherweise erweitert worden und unterstützt zumindest auch K-9 Mail, Signal und Telegram.

Der zusätzliche Energieverbrauch ist nicht sehr hoch und reduziert die Akkulaufzeit etwa um 20% pro Tag. Auch muss man nicht befürchten, dass sich die Anzeige im Display „einbrennt“, da sie sich regelmäßig bewegt und nicht dauerhaft an einer Stelle bleibt.

Leider ist der Weg zu einer funktionierenden Einstellung ziemlich umständlich: in den Systemeinstellungen muss für jede App jeweils die Anzeige von Benachrichtigungen auf dem Sperrbildschirm zugelassen werden. Schön wäre es, wenn es eine zentrale Liste mit allen installierten und unterstützten Apps gäbe, wo man die App-Benachrichtigungen nach Wunsch für das Always On Display separat aktivieren könnte. Dennoch stellt diese Lösung eine durchaus interessante Alternative zu einer einfachen Benachrichtigungs-LED auf der Vorderseite dar.

Akkulaufzeit

Der verbaute Akku hat eine Kapazität von 4030 mAh, und reicht je nach Nutzung für mehr als einen Tag aus. Im Moment komme ich meist auf mehr als 30 Stunden, d.h. ich kann das Gerät morgens aufladen und dann noch bis zum Nachmittag oder Abend des nächsten Tages nutzen. Dank Quick Charge ist auch ein Ladevorgang selbst bei fast leerem Akku in deutlich unter zwei Stunden erledigt. Auch USB C Power Delivery wird unterstützt.

Persönliches Fazit

Generell bin ich kein Freund davon, elektronische Geräte nach kurzer Zeit zu ersetzen und habe deshalb das Sony Xperia Z3 Compact auch fast fünf Jahre genutzt. Allerdings muss ich zugeben, dass die Entwicklung bei Smartphones seit 2014 noch deutliche technische Fortschritte gebracht hat. 64 statt 32 Bit ist mittlerweile bei aktuellen Geräten üblich und mehr als 2 GB RAM ebenso. Das wirkt sich deutlich auf die Benutzbarkeit aktueller Anwendungen im Alltag aus. Zwar waren alle Apps auch auf dem Z3 Compact grundsätzlich immer noch lauffähig, aber gelegentlich musste ich deutliche Wartezeiten in Kauf nehmen, die beim Mi 9 Lite gar nicht mehr auftreten. Ein spezielles Problem gab es beim Z3 Compact mit der Bildervorschau in Nextcloud – sobald hier die Bilder in der Originalgröße geladen waren, wurde die App nahezu unbedienbar langsam, was möglicherweise an der Hardware liegt, die damit komplett überfordert ist. Auch in einem Emulator war das Problem nicht zu reproduzieren. Beim Mi 9 Lite läuft dieselbe App in jeder Situation flüssig.

Ein weiterer Aspekt ist die Stabilität der WLAN-Verbindung. Beim Z3 Compact war nur eine Verbindung mit 2,4 GHz stabil. Damit wurden aber kaum mehr als 20 MB/s erreicht. Bei 5 GHz waren zwar rund 80 MB/s möglich, aber es gab dabei häufig kurze Verbindungsabbrüche. Auch hier zeigt das Mi 9 Lite keine Probleme – die Verbindung über 5 GHz ist dauerhaft stabil und erreicht problemlos 100 MB/s. Eine direkte Verbindung über USB für das kopieren größerer Datenmengen ist dadurch nicht mehr zwingend nötig.

Was das CustomROM betrifft, empfehle nach einigen Versuchen die stable-Version von xiaomi.eu. Diese funktioniert bei mir sehr zuverlässig und ist für den alltäglichen Einsatz auf jeden Fall geeignet. Google Pay mit Zahlungsfunktion per NFC ist damit aktuell bei mir nicht nutzbar, was ich aber verschmerzen kann – ein stabiles System ist mir wichtiger und NFC an sich funktioniert probemlos, etwa für die Verbindung zu einem Sigma BC 1416.

Gemessen am Preis ist das Mi 9 Lite auf jeden Fall eine Empfehlung, zumal man mit TWRP und Magisk das System weitreichend seinen Vorstellungen anpassen kann und xiaomi.eu eine sehr gelungene Modifikation des ROM anbietet.

Februar 2020: die ersten zwei Monate

Mittlerweile nutze ich das Gerät ziemlich genau zwei Monate. In dieser Zeit gab es zwei Updates der „stable“-Version von xiaomi.eu, die ich allerdings manuell herunterladen und mit TWRP installieren musste. Das ging immerhin jeweils ohne Datenverluste.

Der positive Gesamteindruck vom Anfang hat sich bisher nicht geändert. Ich bin nach wie vor sehr zufrieden mit dem Gerät. Als Zubehör habe ich mir eine Dockingstation von NXET (ja, das wird genau so geschrieben) gekauft, damit ich das Gerät bequem aufladen kann und nicht mit losen Kabeln hantieren muss.

QuickCharge 3.0

Für Reisen habe ich mir ein Ladegerät von CellularLine mit QuickCharge 3.0 besorgt, was  18 Watt bei 9 Volt mit 2 Ampere liefert. Das funktioniert ebenfalls einwandfrei und lädt den Akku je nach Ladezustand in weniger als zwei Stunden komplett auf.

April 2020: Android 10 und Google Pay

Mit der aktuellen Version von xiaomi.eu, die auf Android 10 basiert und einer aktuellen Version von Magisk ist jetzt auch Google Pay (wieder) nutzbar :-).

2 Gedanken zu „Xiaomi Mi 9 Lite“

  1. R
    Robert

    Was unterscheidet denn die ROM von xiaomi.eu von de Stock-Rom ?
    vG

    1. Arno Welzel

      Die Version von xiaomi.eu basiert auf der chinesischen Version, ergänzt mit weiteren Sprachen und einigen Modifikationen (z.B. keine Werbung oder Nutzbarkeit von Google Pay).

      Ansonsten siehe dazu auch hier: https://tradingshenzhen.com/de/faqs/fragen-zu-software-und-updates/was-ist-der-unterschied-zwischen-xiaomieu-twrp-fastboot-und-xiaomi-global-firmware.html

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