Disclaimer: die hier beschriebenen Erfahrungen sind meine persönliche Meinung. Ich habe das Produkt privat direkt beim Hersteller gekauft und selbst bezahlt.
Mittlerweile habe ich häufiger die Situation, zwischen verschiedenen Computer wechseln zu müssen, z.B. Laptop und PC oder PC und Raspberry Pi. Monitore bieten üblicherweise mehrere Eingänge, so dass ein Wechsel hier in der Regel kein Problem ist. Allerdings bleibt dann immer noch das Problem, Tastatur und Maus ebenfalls umstecken zu müssen, was im Fall von stationären PCs unter dem Schreibtisch sehr umständlich werden kann.
Die Lösung dafür: ein KVM-Switch. KVM steht für „Keyboard Video Mouse“. Ein solcher Switch wird mit einem Monitor sowie Tastatur und Maus verbunden und leitet die Verbindung auf einen von mehreren angeschlossenen Computer. Ich habe mich für ein Modell von TESmart entschieden, was die Montage an einer Wand oder unter dem Schreibtisch ermöglicht. Weiterhin bietet es auch praktische Funktionen wie „USB passthrough“, die bei einfacheren Modellen oft fehlen. Es gibt auch Modelle, die als Tischgerät gedacht sind, sonst aber in der gleichen Weise funktionieren.
Lieferumfang
Im Lieferumfang ist neben einem Steckernetzteil (5V, 2A) ein kompletter Kabelsatz mit vier HDMI- und USB-Verbindungen zu den einzelnen Computern vorhanden. Darüber hinaus gibt es eine Infrarot-Fernbedienung, für die man aber noch Batterien (2× AAA) kaufen muss, da diese nicht mitgeliefert werden, um den Versand zu erleichtern.
Anschlüsse
Für den Anschluss der Computer sind je ein HDMI- und ein USB 2-Upstream-Port vorhanden. Für den Monitor und Eingabgeräte gibt es HDMI und zwei USB 2-Anschlüsse für Tastatur und Maus, die auch speziell dafür gedacht sind. So werden etwa Tastatur-Kürzel für die Bedienung des KVM-Switch selbst nur über diese Anschlüsse erkennt. Darüber hinaus ist ein weiterer USB-Anschluss vorhanden, den man für ein weiteres Gerät, wie eine Webcam, nutzen kann, was bei mir mit einer Logitech C920 auch völlig problemlos funktioniert. USB 3 wird nicht unterstützt, was aber für den vorgesehenen Anwendungsbereich auch nicht nötig ist.
Emulation von Tastatur und Maus
Einfachere KVM-Switches emulieren eine Standard-PC-Tastatur und eine Maus und interpretieren die Eingaben der angeschlossenen Eingabegeräte nur. Das führt aber dazu, dass Zusatztasten wie Multimedia-Steuerung an der Tastatur oder zusätzliche Tasten an der Maus oft nicht nutzbar sind. Mitunter werden auch Funkverbindungen mit speziellen USB-Adaptern nicht unterstützt. So schreibt etwa Delock zu ihrem KVM-Switch auf https://www.delock.de/produkt/11483/merkmale.html, Zitat:
KVMs emulieren eine kabelgebundene Standardtastatur mit 104 Tasten und eine kabelgebundene generische Scrollrad-Maus mit 2 oder 3 Tasten an den jeweiligen Konsolenports. Ob eine drahtlose oder Gaming-Maus und -Tastatur mit KVM-Switches funktioniert, hängt von mehreren Faktoren ab; im Allgemeinen unterstützen die meisten drahtlosen Mäuse und Tastaturen die Arbeit mit KVM-Switches nicht. Wir empfehlen die Verwendung einer standardmäßigen kabelgebundenen Maus und Tastatur mit unseren KVM-Umschaltern.
Bei den KVM-Switches von TESmart wie dem HKS0401B2U-EUBK ist das erfreulicherweise nicht der Fall. Sie bieten einen „USB passthrough“-Modus an, mit dem sowohl drahtlose Geräte wie auch zusätzliche Funktionen uneingeschränkt nutzbar sind.
Weitergabe der EDID-Daten
EDID steht für „Extended Display Identification Data“. Damit können Monitore dem Computer Daten über Auflösung und Bildfrequenz liefern. Diese Daten werden genutzt, um die maximale Auflösung der Grafikkarte auf die Möglichkeiten des Monitors anzupassen.
Bei dem Modell von TESmart leitet die Daten des angeschlossenen Monitors an alle Computer weiter, unabhängig davon, ob sie als aktives Gerät ausgewählt sind, oder nicht. Dadurch bleibt insbesondere die eingestellte Bildschirmauflösung unverändert und Fenster auf dem Desktop werden nicht ungewollt verschoben oder in ihrer Größe geändert.
Fernbedienung
Das Gerät verfügt über eine Infrarot-Fernbedienung, die ich persönlich aber nicht brauche, nach dem ich Gerät unter dem Schreibtisch montiert habe.
Steuerung über die Tastatur
Der HKS0401B2U-EUBK ist für die Montage an der Wand oder unter dem Schreibtisch vorgesehen. Die Bedienung am Gerät selbst ist daher nicht immer einfach möglich. Die Lösung dafür ist aber überzeugend: über Tastatur-Kürzel kann man auch direkt über die Tastatur umschalten. Bei TESmart drückt man dazu zweimal die „rollen“-Taste („ScrollLock“) und danach entweder die Nummer des gewünschten Eingangs (bei einem 4-fach-Switch dann 1 bis 4) oder „Bild auf“ bzw. „Bild ab“ („Page Up“, „Page Down“), um den Eingang zu wechseln. Diese Option gilt auch für die meisten anderen Modelle von TESmart.
Auf Wunsch kann man auch eine akustische Rückmeldung aktivieren.
Umschalten per Maus
Diese Option nutze ich persönlich nicht, aber der Vollständigkeit halber sei sie erwähnt: man kann den Monitor auch wechseln, indem man mit dem Mauszeiger am Rand des Monitors zweimal gegen den Rand „klopft“. Die Bewegung, dass der Mauszeiger kurz horizontal hin und her bewegt wird, erkennt der KVM-Switch und wechselt dann abhängig davon, ob man nach links oder rechts „anklopft“. Standardmäßig ist diese Funktion aber ausgeschaltet, damit man nicht versehentlich den Monitor wechselt. Wird die Mausbewegung nicht zuverlässig erkannt, kann man auch die Empfindlichkeit mit einer Taste am Gerät erhöhen.
Praktische Erfahrung
Nach meinen Erfahrungen damit kann ich den KVM-Switch von TESmart uneingeschränkt empfehlen. Der Wechsel zwischen den Computern geht reibungslos und schnell (ca. 2 Sekunden Umschaltzeit mit Tastaturkürzeln) und auch die Webcam (Logitech C920) ist an allen angeschlossenen Computern uneingeschränkt nutzbar. Die maximale Auflösung von 3840×2160 bei 60 Hz funktioniert ebenfalls wie angegeben.
Durch die Montage unter dem Schreibtisch wird kein zusätzlicher Platz auf dem Tisch benötigt und die nötige Verkabelung kann unauffällig verlegt werden. Der Laptop wird bei Bedarf mit dem HDMI/USB-Kabel und Stromversorgung angeschlossen. Ein USB-C-Dock mit Anschlüssen für HDMI/USB wäre auch möglich, was dann die Nutzung im Alltag noch einfacher machen würde. Auch ein Raspberry Pi ist problemos nutzbar, wobei man ggf. eigene Kabel oder einen Adapter benutzen muss, da neuere Modelle einen Micro-HDMI-Anschluss und USB-C verwenden.
Wenn man wirklich komplett z.B. zwischen verschiedenen Projekten wechseln will/muss ist so ein KVM-Switch vermutlich die optimale Lösung.
In meinen beruflichen Anwendungsfällen ist es oft so, dass ich zwei Computer parallel bedienen muss und z.B. auf dem einen Computer im Kalender nachschauen muss, wärend parallel dazu auf dem anderen eine Videokonferenz mit viel Monitorfläche läuft. In diesen Fällen ist das gekoppelte Hin- und Herschalten von allen Video- und Eingabe-Signalen kontraproduktiv.
Ich habe daher sehr gute Erfahrungen mit der Kombination eines USB-Switches und eines eigenen Switches für das Video-Signal (habe ich für HDMI, gibts aber auch für Displayport) gemacht. Jeweils ein Druck auf einen Hardware-Button um die Eingabegeräte oder den erweiterten Bildschirm umzuschalten, damit bin ich fast genauso schnell wie mit einem KVM-Switch, flexibler und auch um einiges kostengünstiger unterwegs.