Anfang 2010 habe ich eine bessere Lösung für meine eigene Datensicherung gesucht und mich schließlich für „RDX“ entschieden, das auch 2022 noch angeboten wird (siehe auch die Hinweise zum aktuellen Stand am Ende dieses Artikels).
RDX ist das Kürzel für „Removable Disc Exchange“. Es handelt sich dabei um ein System mit sehr robusten Cartridges, die 2,5″-Festplatten enthalten. Entwickelt wurde das System bereits 2004 von ProStor. Mittlerweile werden Laufwerke und Medien aber auch von Tandberg Data, HP und Imation angeboten. Diese Hersteller haben sich zur „rdx storage alliance“ zusammengeschlossen.
Auf den ersten Blick könnte man annehmen, dass es sich einfach um einen teuren Wechselrahmen für Festplatten handelt. Tatsächlich enthält aber das Laufwerk einen eigenen Controller, der sich gegenüber dem Betriebssystem als Wechseldatenträger zu erkennen gibt, sowie einen Motor für den Auswurf der Cartridges.
Laufwerk
Das Laufwerk besteht aus einem Einschub mit Controller und einem Motor für den Auswurf der Cartridges. Es gibt verschiedene Ausführungen davon:
- extern mit USB 2.0 oder USB 3.0
- intern mit USB 2.0 oder USB 3.0
- intern mit SATA
Auch die externe USB-Version verfügt über eine separate Stromversorgung mit eigenem Netzteil.
Ich habe mich für die interne USB-Version von HP entschieden, da SATA-Wechsellaufwerke nicht von jedem System bzw. SATA-Controller problemlos unterstützt werden und die Geschwindigkeit von USB für Backups vollkommen ausreicht. Eingebaut wird das ganze in einen freien 5,25″-Schacht.
Der Lieferumfang beinhaltet für den USB-Anschluß drei Kabel, je nach dem, ob man einen regulären USB-Anschluß oder einen von zwei Varianten für interne Anschlüsse auf dem Mainboard verwenden will. Dadurch war die interne Verbindung bei einem Asus P5Q kein Problem.
HP StorageWorks RDX, Lieferumfang
Auf dem folgenden Bild kann man gut die Anschlüsse (Stromversorgung, USB) und im rechten Bereich den Motor für den Cartridge-Auswurf erkennen.
HP StorageWorks RDX, Rückseite
Das Laufwerk wird sowohl im BIOS als auch in Windows XP oder Ubuntu Linux 9.10 als USB-Massenspeicher erkannt. Daher sind für die Benutzung grundsätzlich keine speziellen Treiber notwendig. Auch der Auswurf der Medien mit den jeweiligen Mitteln des Betriebssystems ist möglich. Für Notfälle gibt es – ähnlich wie bei optischen Laufwerken – ein kleines Loch, wo man mit einer Büroklammer o.Ä. die Cartridge auch rein mechanisch herausbekommt. Der Auswurfknopf funktioniert u.U. aber erst, wenn ein entsprechender Dienst im Betriebssystem eingerichtet wurde. Mehr dazu siehe weiter unten.
Medien
Da in den Cartridges konventionelle 2,5″-SATA-Festplatten verwendet werden, ist die Kapazität nur durch den aktuellen Stand der Festplattentechnik begrenzt. Die Laufwerke selbst haben keine feste Größenbeschränkung. Aktuell (Anfang 2010) werden Modelle bis 750 GB angeboten. In dem Laufwerk von HP lief auch das zweite Medium von Tandberg Data problemlos. Die verbauten Festplatten sind allerdings mit einer modifizierten Firmware ausgestattet, so dass man sie nicht direkt an einem konventionellen SATA-Controller nutzen kann. Auch der Einbau einer größeren Festplatte in eine vorhandene Cartridge ist nicht möglich.
Wie schon anfangs erwähnt, sind die Cartridges sehr robust gebaut. Die Festplatten sind darin in speziellen Gummifassungen eingebaut und überstehen so laut Hersteller einen freien Fall aus 1 Meter Höhe auf festen Untergrund, ohne Schaden zu nehmen.
Die verwendeten 160 GB-Medien wurden mit NTFS formatiert ausgeliefert. Für den Einsatz unter Linux ist aber auch eine Änderung auf ext3 o.Ä. kein Problem, da man die üblichen Mittel des jeweiligen Betriebssystems zur Formatierung benutzen kann. Die Lesegeschwindigkeit lag bei rund 27 MB/s, beim Schreiben etwas darunter, was für Backups vollkommen ausreicht.
Benchmark von RDX mit HDTune 2.55
Die elektrische Verbindung erfolgt über die SATA-Anschlüsse der Festplatten, was zunächst Zweifel an der Haltbarkeit aufkommen lässt. Allerdings gibt der Hersteller eine Lebensdauer von 5000 Wechselvorgängen für eine Cartridge an, was selbst bei täglichem Wechsel theoretisch für weit über 10 Jahre ausreicht. Erreicht wird dies vermutlich auch durch den Stecker im Laufwerk, der leichtgängiger ist als bei konventionellen (e)SATA-Kabeln und den Auswurf durch den Motor, wodurch das An- und Abstecken wesentlich schonender stattfindet, als bei manuellem Anschluß von SATA-Steckverbindungen.
Ein weiterer Vorteil gegenüber einfachen Wechselrahmen: Die Cartridges haben einen Schreibschutzschieber, mit dem man ungewolltes Löschen oder Überschreiben verhindern kann.
Software
Auch wenn die RDX-Laufwerke grundsätzlich ohne Treiber benutzbar sind, ist zumindest für die korrekte Funktion des Auswurf-Knopfs am Laufwerk ein Systemdienst nötig, der diesen Knopf überwacht und bei Bedarf den Auswurf der Cartridge auslöst. Dieser Dienst – „RDXMon“ – wird derzeit leider nur für Windows angeboten.
Zusammen mit diesem Dienst wird auch das „RDX Utility“ installiert, mit dem man den aktuellen Status des Laufwerks abfragen oder die Firmware aktualisieren kann.
HP RDX Utility, Diagnose-Funktionen
Darüber hinaus wird eine Backup-Software von HP mitgeliefert, die auch kostenlos heruntergeladen werden kann. Das Besondere an dieser Software ist, dass Cartridges beim Einlegen erkannt werden und die dafür definierten Sicherungs-Jobs auf Wunsch automatisch starten. Auch kann man den Katalog der bereits gesicherten Dateien offline durchsuchen – er wird als virtuelles Laufwerk bereitgestellt. Will man eine Datei öffnen oder zurückkopieren, fordert die Software ggf. zum Einlegen der entsprechenden Cartridge auf. Diese Vorgehensweise erinnert an die Software „Echo 1 Safe“, die damals mit ADR-Streamern von Onstream verwendet wurde.
Persönlich nutze ich diese Software nicht, da ich ein eigenes Backup-Verfahren mit Disk-Images für die Systempartitionen, sowie rsync und robocopy für Daten verwende – dabei werden auch nicht jedesmal alle Daten kopiert, sondern es wird jeweils nur ein Abgleich der geänderten Dateien durchgeführt, was ab der zweiten Sicherung auf dasselbe Medium oft nur eine Sache von Minuten ist.
Praktischer Einsatz
Für den praktischen Einsatz ist der „RDX Compatibility Guide“ (zu finden unter http://www.tandbergdata.com/default/assets/File/PDFs/RDX_Compatibility_Guide_1.15.pdf oder über die Weblinks bei Tandberg Data) recht hilfreich – dort findet man auch konkrete Angaben zur Kompatibilität mit Soft- und Hardware verschiedener Hersteller, auch bzgl. der SATA-Version.
HP StorageWorks RDX in Betrieb
Eingebaut in einen 5,25″-Schacht wirkt das Laufwerk wie ein Streamer und unterscheidet sich auch in der Handhabung nicht wesentlich. Allerdings ist es praktisch lautlos, da keine Lüfter vorhanden sind und die 2,5″-Platte in der Cartridge ebenfalls sehr leise ist. Zusätzlich ist der gesamte Einschub auf Gummipuffern gelagert, um Vibrationen zu dämpfen.
Das folgende Video zeigt das Einlegen und Auswerfen der Cartridge (die Qualität ist nicht besonders gut, aber das Prinzip sollte klar werden):
Fazit
Auch wenn der Anschaffungspreis für Laufwerk und Medien im Verhältnis zur Kapazität recht hoch ist, hat mich das System durch seine absolut problemlose Handhabung überzeugt. Die vorher verwendeten Festplatten in SATA-Wechselrahmen waren zwar billiger und schneller, aber zuverlässige Medienwechsel, ohne den PC komplett neu booten zu müssen, waren eher Glückssache und man mußte die Festplatten behandeln wie rohe Eier.
Für kleine Firmen, Selbstständige oder anspruchvolle Privatnutzer, die nicht gerade Datenmengen im Bereich mehrerer Terabyte sichern müssen, ist RDX durch die einfache Handhabung auf jeden Fall eine sehr interessante Alternative zu Streamern oder externen Festplatten.
Auch der Umstand, dass dieses System bereits etliche Jahre angeboten und immer noch gepflegt wird (das letzte Firmware-Update Anfang 2010 war im April 2009), macht einen vertrauenswürdigeren Eindruck, als manche anderen, prioprietären Entwicklungen, wie ADR oder REV, die allesamt nur wenige Jahre auf dem Markt waren.
Update April 2012: Mittlerweile nutze ich Medien mit je 500 GB Kapazität und die Laufwerke werden mittlerweile auch mit USB 3.0 angeboten. Das ursprünglich gekaufte Laufwerk und die 160 GB-Medien sind aber immer noch einwandfrei und auch die neuen Medien funktionieren im alten Laufwerk problemlos.
Update November 2014: Laufwerk und Medien arbeiten immer noch einwandfrei und sind nach wie vor auf dem Markt verfügbar.
Update März 2016: Mittlerweile gibt es Medien mit einer Kapazität von bis zu 2 TB und auch Versionen mit SSD oder WORM-Medien.
Update August 2022: Mittlerweile nutze ich eine andere Lösung (siehe Ende des Artikels), die aber nicht für alle Nutzer sinnvoll ist.
Benchmark der SATA-Version
Ende 2014 hatte ich die Gelegenheit, die 160 GB-Medien mit der SATA-Version von Tandberg Data zu testen, die etwa 50% schneller ist. Es sieht allerdings so aus, als würde der Controller im RDX-Laufwerk die Geschwindigkeit auf etwa 42 MB/s begrenzen.
Alternativen
Neben RDX gibt es noch weitere Systeme, die nach dem selben Prinzip arbeiten, jedoch nur von den jeweiligen Herstellern selbst angeboten werden (Stand 2010, einige Systeme sind möglicherweise nicht mehr verfügbar):
Imation Odyssey
Wird nur als USB-Variante extern oder intern angeboten und ist etwas günstiger als RDX. Die Cartridges haben kleinere Außenabmessungen, so dass die interne Variante auch in einem 3,5″-Schacht passt. Ein weiterer Unterschied ist, dass nicht nur der Auswurf per Motor erfolgt, sondern auch der Einschub – wenn die Cartridge etwa 3/4 in den Schacht geschoben wurde, wird sie automatisch eingezogen.
Quantum GoVault
Dieses System ist nahezu identisch zu RDX, bis auf eine leicht andere Form der Cartridges (die natürlich nicht kompatibel zu RDX sind). Auch hier gibt es sowohl externe wie auch interne Varianten. Allerdings ist GoVault vom Preis her teurer als RDX.
Aktueller Stand 2022
Das System wird nach wie vor angeboten, mittlerweile mit Medien bis 5 TB Kapazität.
Die Medien sind allerdings immer noch um Faktor 3-4 teurer als reguläre 2,5″-Festplatten. So kostet eine Seagate Barracuda ST5000LM000 aktuell etwa 120 EUR, während man für ein RDX-Medium mit 5 TB etwa 490 EUR ausgeben muss (Medien mit 4 TB sind etwa 100 EUR billiger).
Aufgrund des hohen Preises und der Tatsache, dass aktuelle Hardware in der Regel Hotswap für SATA unterstützt, nutze ich daher statt dessen normale reguläre 2,5″-Festplatten in Wechselrahmen (Festplatten in Einbaurahmen ICY-DOCK MB882SP-1S-3B und ICY-BOX IB-168SK-B als Einschub mit SATA).
Ein Nachteil gegenüber RDX ist, dass man die Festplatte jederzeit entnehmen kann, auch wenn noch darauf zugegriffen wird. Auch mechanisch ist die Konstruktion nicht ganz so robust, wie RDX-Cartridges mit Schutz gegen Stöße. Ich nehme das in Kauf, würde es aber nicht unbedingt als Lösung für reine Endanwender empfehlen.
Hallo, gibt es eine Möglichkeit im Ereignisprotokoll ein Event zu loggen, wenn ein RDX eingelegt wird? Ich benötige dies zur Erkennung der Kassetten, um unterschiedliche Backup-Aufgaben auszulösen… Das einzige Log was ich gefunden hatte war, wenn das RDX entnommen wird…
VG Christoph
Mit ist kein Weg dazu bekannt.
Ich möchte mir RDX von Tandberg zulegen und hätte dazu Fragen.
Kann man auf RDX Medien auch händisch sichern? Wie z.B. auf Festplatten einfach rüberziehen.
Wenn ich ein Programm wie „RDX_Utility_Rev1_57“ oder z.B. „Robocopy“ benutze brauch ich für den Restore die Software dazu oder funktioniert das auch mit copy and paste?
Grüße Bernd
Ja, auf RDX kann man wie auf jedes andere Wechsellaufwerk oder externe USB-Festplatte auch „händisch“ sichern. Robocopy geht dafür ebenso wie Kopieren & Einfügen im Dateimanager nach Wahl. Das „RDX-Utility“ ist nur dafür da, dass auch der Auswurfknopf am Laufwerk unter Windows funktioniert und hat mit dem eigentlichen Kopiervorgang nichts zu tun.
Nach etwas googlen könnte http://www.freeeject.com/ das passende Tool zum Auswerfen sein.
Gilt die Empfehlung immernoch für USB anstatt SATA?
Mich würde dann auch die interne USB Version interessieren, wobei es diese anders als die externe nur als USB2 und nicht als USB3 zu geben scheint. Für mich momentan aber kein Problem, da das Zielsystem nur USB2 hat.
FreeEject habe ich gerade ausprobiert, ja das funktioniert auch mit RDX.
Zur Frage USB/SATA: Vor fünf Jahren, als die erste Fassung dieses Beitrags entstand, war die Situation noch etwas anders. Heute spielt es wohl keine Rolle mehr. Allerdings ist die USB3-Version laut Hersteller schneller spezifiziert (450 MB/s) als SATA (150 MB/s). Letztlich sind aber die Medien entscheidend, und da dürfte auch die SATA-Version keine Einschränkung sein, da selbst schnelle 2,5″-Platten kaum mehr als 100 MB/s erreichen.
Das FreeEject funktioniert ist ja schön – danke für’s testen.
Kann ich denn (natürlich unverbindlich) davon ausgehen, dass ein SATA Laufwerk auch als Wechseldatenträger erkannt wird? SATA Controller wäre von Intel, die ja imho ordentliche Treiber machen. OS: Windows 2008.
p.s: arno welzel kam mir doch bekannt vor, mein Mail-Program sagt, wir haben schon zu diversen Themen im Usenet getippt (fli, fahrrad )
Zur Frage: SATA sieht Wechseldatenträger prinzipiell vor und nicht ganz alte Systeme (also alles aus den letzten 5 Jahren) sollten damit keine Probleme haben.
Und ja – ich bin gelegentlich auch in diversen Usenet-Gruppen unterwegs ;-)
Hallo,
vielen Dank für den Bericht!
Stehe auch vor der Entscheidung ein Bandlaufwerk durch ein RDX zu ersetzen.
Backups möchte ich mit Disk-Image (drivesnapshot) per cmd-script auf RDX machen.
Kennen Sie eine Möglichkeit, das RDX Medium per cmd-script auszuwerfen?
Viele Grüße
Einen Befehl dafür mit Bordmitteln kenne ich leider nicht. Ein passendes Werkzeug könnte aber „RemoveDrive“ sein, siehe auch http://www.uwe-sieber.de/drivetools_e.html. Ansonsten siehe das „Device Control“-Utility von Microsoft bei http://support.microsoft.com/kb/311272/de.
Hallo
Ich habe ein external USB RDX System. Nun kann ich nicht beeinflussen, was mir das System sichern soll oder ich habe dafür keine Anwendung gefunden. Sie erwähnen in Ihrem Bericht, dass eine Backup Software heruntergeladen werden kann. Können Sie mir behilflich sein, wo ich diese finde oder wie ich das Sichern beeinflussen kann?
Wäre Ihnen sehr dankbar!
Grüsse, Marco
Sorry für die Verzögerung – leider wurde der Kommentar irrtümlich vom Spamfilter gesperrt und ich habe das erst jetzt gemerkt.
Bei meinem RDX-Modell war die Software von HP auf CD dabei – daher kann ich leider keine direkte Downloadquelle angeben. Meine persönliche Lösung ist ein kleines Script, das „robocopy“ mit der Kommandozeilenoption /MIR benutzt um Verzeichnisse zwischen PC und RDX-Laufwerk abzugleichen (ab Windows Vista ein serienmässig enthalten).