Vor einiger Zeit habe ich mir ein gebrauchtes Lenovo Thinkpad X220 Notebook angeschafft, das auch immer noch gut funktioniert und durch die SSD und das zweite Speichermodul auch recht flott arbeitet. Dennoch gab es ein paar Aspekte, die mich zunehmend gestört haben:
- Bildschirm mit TN-Panel: sehr starke Blickwinkelabhängigkeit und geringe Kontraste
- kein USB 3 für externe Festplatten
- kein Bluetooth
- Lenovo „ThinkVantage Access Connections“ für UMTS-Verbindungen notwendig
Diese Punkte lassen sich aber mit geringem Aufwand beheben.
Der Vollständigkeit halber muss ich darauf hinweisen, dass jegliche Umbauten auf eigene Gefahr erfolgen! Ich hafte nicht für Schäden, die jemand durch unsachgemäße Arbeiten an seinem Gerät verursacht!
IPS-Panel für den Bildschirm
Das X220 wurde in verschiedenen Varianten angeboten – auch in einer Ausführung mit IPS-Panel. Erfreulicherweise gibt es immer noch Anbieter, die solche Panel als Ersatzteil für deutlich unter 100 EUR liefern können.
In meinem Fall ist es konkret Exemplar, das ich bei einem Anbieter in Großbritannien bestellt habe und das auch recht schnell geliefert wurde. Dabei handelt es sich um ein elektrisch und mechanisch kompatibles IPS-Panel in matter Ausführung. Dieses Modell entspricht nicht exakt der Originalausstattung von Lenovo und es fehlt hier insbesondere der Metallrahmen, mit dem das Teil mit dem Gehäusedeckel verschraubt wird. Das ist aber kein Problem, da das Panel trotzdem genau passt und von der Kunststoffabdeckung auf der Vorderseite gehalten wird. Auch nach mehreren Zugreisen mit dem Notebook kann ich den Umbau guten Gewissens empfehlen.
Der Umbau selbst ist nicht schwierig, aber man sollte behutsam vorgehen und sich etwas Zeit nehmen. Insbesondere Anschlusskabel und Stecker am Panel sind recht filigran. Bilder vom Umbau habe ich keine, aber wer sich für die Vorgehensweise interessiert, findet entsprechende Videos dazu im Netz, wie etwa hier:
Bluetooth 4.0
Bei meinem X220 war Bluetooth nicht verbaut, was auch daran zu erkennen war, dass die entsprechende Statusanzeige unter dem Display gefehlt hat. Der Steckplatz ist aber vorhanden, nur nicht bestückt. Das ist bei Geräten dieser Art nicht ungewöhnlich, da der Hersteller den Kunden so eine Wunschkonfiguration anbieten kann, ohne verschiedene Ausführungen des Gerätes herstellen zu müssen.
Neben dem ursprünglich vorgesehenen Bluetooth 3.0-Modul kann man aber auch ein neueres Bluetooth 4.0-Modul (Hersteller-Nummer 60Y3303, basierend auf einem Broadcom BCM20702) verwenden, das man für 10-15 EUR im Online-Handel findet.
Der Einbau wird auch bei Lenovo selbst beschrieben: Removal and installation steps of Bluetooth daughter card. Im Wesentlichen läuft es darauf hinaus, die Tastatur und die Handballen-Ablage zu entfernen, damit man das Modul einstecken und fixieren kann. Die Schraube zur Fixierung ist übrigens auch beschrieben: M2×3,5 mm. Ich konnte dafür eine der nicht mehr verwendeten Schrauben vom Umbau des Bildschirms verwenden, da zwei der vier Schrauben identische Abmessungen haben. Nach dem Einbau wird das Modul automatisch erkannt und kann ggf. im BIOS aktiviert werden. Die nötigen Treiber für Windows findet man auch bei Lenovo.
Status-Anzeige nachrüsten
Wie schon erwähnt, fehlte bei meinem Gerät auch die Statusanzeige für Bluetooth unter dem Display. Die LED dafür ist aber vorhanden, sie ist durch Abdeckung nur nicht sichtbar. Das relevante Teil dafür ist ein aufgeklebter Kunststoffstreifen mit der Bezeichnung „Clear Plate“, den man ebenfalls als Ersatzteil in passender Ausführung für ein paar EUR bekommt, hier auf dem Bild zur Demonstration daneben gelegt:
Der Austausch ist nicht schwer. Zuerst hebt man mit einem scharfen Messer die alte Abdeckung vorsichtig von einer Seite her an und zieht sie langsam ab. Kleberreste blieben bei mir erfreulicherweise nicht übrig, nur die „nackte“ Statusleiste unter dem Display mit den Öffnungen für die Status-LEDs und die Stereo-Mikrofone:
Wichtig: die neue Abdeckung hat auch wieder gestanzte Öffnungen für die Mikrofone, allerdings habe ich den noch vorhandenen Kunststoffrest darin mit einer spitzen Pinzette entfernt, bevor ich die Abdeckung aufgeklebt habe.
Nachdem man die neue Abdeckung wieder aufgeklebt hat, sieht man jetzt auch die Statusanzeige für Bluetooth leuchten, sobald das Modul aktiviert ist:
USB 3 als ExpressCard
Es gab vom X220 auch Modelle mit USB 3 – allerdings nur in Verbindung mit einer Core i7 CPU. Nachdem ich ein günstigeres Modell mit Core i5 verwende, steht auch nur USB 2 zur Verfügung. Aber auch das ist lösbar, da ein Steckplatz für eine ExpressCard vorhanden ist, die über PCI-Express angebunden wird und damit schnell genug auch für USB 3 ist. Geeignete Karten sind nicht sehr teurer und ab 10-15 EUR zu bekommen. In meinem Fall handelt es sich um eine Karte von CSL, die als Chipsatz einen Asmedia 104x verwendet. Entsprechend ist auch der Treiber von Asmedia.
Die Karte bietet 2x USB 3.0. Zusätzlich ist auch ein Anschluss für eine externe Stromversorgung vorhanden, wobei das Kabel dafür den Strom aus einem zusätzlichen USB-Port am Gerät holt – keine wirklich empfehlenswerte Lösung, auf die ich aber auch nicht zurückgreifen musste, da die externe 2,5″-Festplatte, eine WD MyPassport Ultra auch so zuverlässig läuft.
Der Einbau ist denkbar simpel: Karte einschieben, Treiber installieren, fertig.
Beim Abziehen des USB-Kabels muss man ggf. die Karte festhalten, damit sie nicht ebenfalls aus dem Schacht gezogen wird, da es zumindest beim X220 keine mechanische Verriegelung für den ExpressCard-Steckplatz gibt.
Die Geschwindigkeit der externen Festplatte ist erwartungsgemäß deutlich besser als mit USB 2 – rund 100 MB/s sind mit der WD MyPassport Ultra kein Problem.
UMTS ohne „ThinkVantage Access Connections“
Der letzte Punkt: die eher gruselige Software „ThinkVantage Access Connections“ von Lenovo, die unter Windows 7 für den Aufbau von UMTS-Verbindungen verwendet wird. Ja, ich könnte auch einfach Linux Mint o.Ä. verwenden, wo das UMTS-Modul direkt unterstützt wird – allerdings brauche ich Windows auf dem Notebook aus verschiedenen Gründen vorerst noch und die Ausführung von Windows in einer VM ist für die benötigten Anwendungen keine Alternative.
Grundsätzlich hätte ich mit „ThinkVantage Access Connections“ kein Problem, wenn es wenigstens flüssig bedienbar wäre und das System nicht ausbremsen würde. Bis die Software auf einen Mausklick auf das entsprechende Symbol in der Windows-Taskleiste reagiert, vergehen fast immer mindestens 5-10 Sekunden(!). Anfangs, als mir das noch nicht bewusst war, habe ich oft nach 2-3 Sekunden noch ein zweites Mal geklickt, was dann dazu geführt hat, dass das Auswahlmenü für die Verbindungen kurz geöffnet und danach sofort wieder geschlossen wurde. Auch die Aktivierung einer gespeicherten WLAN-Verbindung hat durch diese Software länger gedauert, als Windows das mit Bordmitteln schafft und generell dauert es auch länger, bis das System nach dem Start ohne spürbare Verzögerungen benutzbar ist. Auch bei einer Recherche nach möglichen Gründen für diese Probleme habe ich nichts gefunden, was mir weitergeholfen hätte sondern nur die Bestätigung, dass Lenovo hier nicht gerade ein Meisterstück der Softwareentwicklung abgeliefert hat.
Ich wollte die Software daher loswerden, aber es gab ein Problem: obwohl der Treiber für das Ericsson-UMTS-Modul installiert ist, war die mobile Datenverbindung mit Windows-Bordmitteln, d.h. durch Aktivieren der Verbindung „Mobile Breitbandverbindung“ ohne „Access Connections“, nicht verwendbar. Wenn ich versucht habe, die Verbindung zu aktivieren, gab es nur eine wenig hilfreiche Fehlermeldung. Auch Einstellungen für die PIN der SIM-Karte o.Ä. waren in den Einstellungen zur Verbindung nicht vorhanden.
Es geht erfreulicherweise aber auch anders: der Treiber von Ericsson stellt auch eine Modem-Schnittstelle bereit, mit der man eine Wählverbindung erstellen kann.
Bevor man damit anfängt, etwas einzurichten, sollte man „ThinkVantage Access Connections“ komplett deinstallieren und Windows neu starten. Vorher vorhandene WLAN-Verbindungen muss man danach ggf. neu einrichten. Im Windows Geräte-Manager sollte das UMTS-Modul bei den Modems als „F5521gw Mobile Broadband Modem Port“ enthalten sein:
Sofern eine Entsperrung der SIM-karte mit einer PIN nötig ist, kann man dafür ein AT-Kommando in der Form AT+CPIN=xxxx
benutzen, das bei den erweiterten Eigenschaften des Gerätes „F5521gw Mobile Broadband Modem Port“ einträgt (siehe dazu auch https://en.wikipedia.org/wiki/Hayes_command_set#GSM):
Die zu wählende Telefonnummer für die Modemverbindung, die man im „Netzwerk- und Freigabecenter“ von Windows anlegen kann, lautet *99***1#
. Wenn die Verbindung einmal angelegt ist, kann man sich auch entsprechende CMD-Scripte anlegen, um die Verbindung mit rasdial
aufzubauen und zu trennen.
Dadurch kann man auf „ThinkVantage Access Connections“ komplett verzichten. Einzig der Treiber für das UMTS-Modul von Ericsson sowie die Software für die Funktionstasten zur Aktivierung des UMTS-Moduls mit Fn+F5 sind noch erforderlich.
Was bei dieser Lösung fehlt, ist die Anzeige des Verbindungsstatus bzgl. Signalstärke oder des aktiven Mobilfunkstandards (GPRS, EDGE, UMTS ec.) – das ändert aber nichts an der grundsätzlichen Funktionsfähigkeit. Sofern möglich, wird UMTS auch automatisch verwendet.
Weitere Informationen zur Nutzung des UMTS-Moduls über AT-Kommandos findet man auch im Debian-Wiki unter https://wiki.debian.org/Modem/3G/Ericsson. Sie gelten zwar für das F3507g, lassen sich aber auch beim F5521gw nutzen, wie z.B. at+cfun=6
zur Aktivierung des UMTS-Modus ohne GPRS.
Aktueller Stand Januar 2020
Mittlerweile nutze ich auf dem Gerät Linux. Siehe dazu auch meinen Artikel dazu.
„Was bei dieser Lösung fehlt, ist die Anzeige des Verbindungsstatus bzgl. Signalstärke oder des aktiven Mobilfunkstandards (GPRS, EDGE, UMTS ec.)“
Mal mwconn ausprobieren, ist eine überwiegend recht brauchbare UI für die UMTS-Modemsteuerung.
Danke für den Tip, aber mwconn unterstützt leider die vorhandene UMTS-Karte nicht.
Nicht aufgeben. Normal hängt’s nur an der Zuordnung der Com-Ports und/oder parallel laufender WWAN-/broadband-Services, siehe http://www.google.de/search?q=f5521gw+mwconn
Danke für den gut gemeinten Rat – aber mwconn funktioniert hier wirklich nicht, ich habe ja damals schon alle Optionen ausprobiert. COM5 gibt es hier nicht, COM3 ist nicht benutzbar und COM4 wird für die Wählverbindung benötigt, so dass mwconn darauf nicht für Statusinformationen zugreifen darf, sonst gibt es bei der Einwahl einen Fehler 633.
Im Nachgang: Ich habe hier gerade mwconn mit einer F5521gw im X220 am Laufen: Manuell Dev=5 für Ericsson einstellen und den Com-Port, der im Win-Gerätemanager unter „Anschlüsse (COM und LPT) für „F5521gw Mobile Broadband Device Management“ angezeigt wird. Hier ist es COM14.
Die Betriebsartwahl sollte wohl auf „keine“ oder „UMTS bevorzugt“ stehen, und im Ruhezustand erscheint leider nur „Bitte Warten. Netzsuche läuft.“ statt des eingebuchten Netzes. Start und Ende der Verbindung klappt jedoch, und dann erscheinen auch die Angaben zur Verbindung.
Die Wählverbindung muss für mwvonn „Internet“ heissen und die Rufnummer *99***1# enthalten.
Nachtrag: So schön ich IBM Access Connections anfangs fand, es wurde im Laufe der Jahre immer mehr zum langsamen, ressourcenfressenden und nicht funktionierenden Ungetüm. Der Verzicht darauf und Nutzung nur der Hersteller-Treiber sowie kleiner netsh-Batches zum Standortwechsel waren eine richtige Befreiung.