Die Laufräder an meinem Alltagscrosser sind mittlerweile fast 10 Jahre alt – und damit auch die Felgen. Durch die Nutzung von Felgenbremsen waren die Flanken schon deutlich abgenutzt, besonders beim Vorderrad, wo ich bei leichten Bremsvorgängen mit jeder Radumdrehung gespürt habe, wie die Felge an bestimmten Stellen nach außen gegen die Bremsbeläge drückt und es dadurch „ruckelt“.
Die Naben – vorne ein Schmidt Nabendynamo und hinten eine DT Swiss 340 – funktionieren aber trotz des Alters noch einwandfrei, weshalb ich neue Felgen eingespeicht habe.
Bei den alten Felgen handelte es sich um Exal ZX19, Hohlkammerfelgen mit geösten Speichenbohrungen, die recht günstig sind und viele Jahre gute Dienste geleistet haben.
Einziger Nachteil: Die Flanken der ZX19 sind relativ schmal, so dass die Bremsklötze der Maguras über den unteren Felgenrand minimal herausragten (in der anderen Richtung wären sie den Reifen gefährlich nahe gekommen) und zusätzlich mit einer Rille als Verschleißindikator versehen. Im Laufe der Jahre hat sich auch reichlich Rost in den Töpfen gebildet, nachdem das Fahrrad die meiste Zeit im Freien steht:
Die neuen Felgen sollten mit breiteren Flanken und ohne „Verschleißrille“ sein. Ösen und Töpfe waren auch nicht unbedingt notwendig. Beim Händler vor Ort wurde mir die Andra 30 von Ryde (ehemals Rigida) empfohlen – kein Leichtbaumodell, aber mit sehr breiten Bremsflanken ohne „Verschleißrille“. Statt Ösen und Töpfen hat man einen recht dicken Boden und die Speichenlöcher sind nicht nur nach links und rechts versetzt gebohrt, sondern zusätzlich schräg in und gegen die Laufrichtung, so dass die Speichen beim Eintritt in die Felge keinen Biegekräften ausgesetzt werden und die Felge ebenfalls weniger stark belastet wird.
Montageständer
Bisher bin ich oft ohne Montageständer ausgekommen. Allerdings muss ich zugeben, dass es kein Luxus ist, so ein Teil zu verwenden, sondern viele Arbeiten enorm erleichtert, besonders wenn das den Ausbau der Laufräder beinhaltet. Bei einem Händler vor Ort habe ich ein zusammenklappbares Exemplar als Ausstellungsstück rund 25% günstiger bekommen – sehr schön, da ich mir so nicht nur etwas Geld sondern auch gleich den Zusammenbau aus Einzelteilen gespart habe ;-). Zusammengeklappt war das Teil im Anhänger auch leicht zu transportieren.
Das folgende Bild ist leider nicht besonders gut, da es nur mit einer Handy-Kamera aufgenommen wurde – aber man bekommt einen Eindruck, wie das in der Praxis aussieht:
Bei dem Ständer handelt es sich um ein Modell von Kettler, dass sich in der Höhe verstellen lässt und eine drehbare Klemmung für den Rahmen hat. Die Schale ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten.
Neue Felgen
Das Vorderrad war relativ problemlos – die Speichen sind auf beiden Seiten gleich lang und der komplette Umbau war in weniger als zwei Stunden erledigt.
Der erste Schritt war, die alten Felgen auszuspeichen. Man kann sich diese Arbeit natürlich auch etwas erleichtern, indem man die Speichen, die man ohnehin nicht weiter verwenden will, einfach mit einem Seitenschneider durchtrennt. Allerdings stehen die Speichen auch unter Spannung und das Ausfädeln an der Nabe ist auch dann noch nötig. Ich habe daher lieber einen Akkuschrauber genommen – das dauert auch nicht sehr lang und man kann am Ende das Speichenmuster ohne Felge bewundern ;-):
Nachdem die Speichen entfernt waren, habe ich die Gelegenheit genutzt und die ausgespeichte Nabe etwas geputzt, was nach 10 Jahren sicher nicht übertrieben ist:
Frisch eingespeicht sieht das Laufrad nun wie neu aus:
Beim Einspeichen des Hinterrads gab es leider ein kleines Problem: Die Nabe war ursprünglich anders eingespeicht, als es für die Andra 30 nötig ist. Die neue Felge setzt eine bestimmte Reihenfolge von Zugspeichen und folgenden Speichen voraus – und dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder jeweils eine linksseitige und dann eine rechtsseitige Zugspeiche oder eben umgekehrt. Letztlich musste ich auf einer Seite der Nabe die Zugspeichen und folgenden Speichen exakt um ein Loch versetzen, damit die Richtung der Speichenbohrungen gepasst hat. Zur Nachahmung empfehle ich das allerdings nicht! Ich bin mir der möglichen Probleme der Materialbelastung bewusst und habe das in Kauf genommen.
Zur Erläuterung: Die Speichen hinterlassen durch die erheblichen Zugkräfte Abdrücke neben den Bohrungen im Nabenflansch. Wenn die Speichen nun genau anders herum eingesetzt werden, zieht jede Speiche nun von einer Seite, während auf der anderen Seite der Bohrung der Abdruck der ursprünglichen Einspeichung wie eine Kerbe wirken kann, von der aus durch die Lastwechsel beim Fahren ein Riss entsteht. Allerdings ist die Unfallgefahr im Fall eines brechenden Nabenflansches sehr gering – es würden nur einige Speichen ausbrechen und das Hinterrad würde einen starken Seitenschlag entwickeln. Ein Sturz ist deswegen aber nicht zu befürchten. Auch habe ich bei meinen Recherchen dazu fast nur Fälle bei Naben mit großem Flanschdurchmesser, wie Rohloff Speedhub, gefunden, wo der Winkel zwischen der alten und der neuen Einspeichung fast exakt 90° beträgt. Bei meiner Nabe treten die Speichen wesentlich flacher in den Flansch ein, so dass der Winkel zwischen alter und neuer Ausrichtung deutlich über 90° liegt und ich davon ausgehe, dass die Belastung auch entsprechend geringer ist. Maschinenbauer oder Experten für Metallverarbeitung dürfen mich aber gerne korrigieren.
Als positiver Nebeneffekt sitzt jetzt die Ventilbohrung endlich richtig und nicht mehr zwischen zwei sich kreuzenden Speichen, wie es ursprünglich (nicht von mir) aufgebaut war:
Wieder „originale“ Magura-Bremsklötze
An den Bremsen (Magura HS11) habe ich vorher Bremsklötze von BBB benutzt, konkret BBS-19HP. Dieses Modell wird aber auf der Website von BBB nicht mehr aufgeführt und daher vermutlich auch nicht mehr hergestellt, so dass ich wieder auf auf die „originale“ Bauform gewechselt habe – dann erspare ich mir bei einem späteren Tausch abgenutzter Bremsklötze die erneute Justierung der Bremsen.
Sehr schön: Auf den neuen Felgen quietschen die Bremsen nicht mehr, wie ich es vorher abhängig von Temperatur und Feuchtigkeit häufig erlebt habe.