Ein Speichermedium für die Ewigkeit?
Im Jahr 2011 wurde von der Firma Millenniata in Zusammenarbeit mit Hitachi-LG ein neues Speichermedium – „M-Disc“ – offiziell eingeführt. Während die ersten Brenner dafür und die Medien noch sehr teuer waren, sind mittlerweile geeignete Brenner für unter 30 EUR zu bekommen und die Medien zu einem Stückpreis von etwa 3-4 EUR. Damit sind die Medien zwar immer noch um ein Vielfaches teurer als konventionelle DVD-Rohlinge, aber sie sollen dafür auch deutlich haltbarer sein.
Das Format und die Speicherkapazität entspricht DVD-Rohlingen – allerdings werden die Daten nicht auf einer organischen oder kristallinen Schicht gespeichert, indem die Reflektion der Oberfläche verändert wird, sondern in einer anorganischen Schicht, in die beim Schreiben vom Laser Vertiefungen gebrannt werden.
Diese Methode soll eine sehr lange Haltbarkeit ermöglichen – der Hersteller gibt auf der Grundlage eigener Tests an, dass die Schicht zur Datenspeicherung völlig unempfindlich gegenüber UV-Strahlung und Temperaturschwankungen ist und theoretisch 10000 Jahre hält. Das umgebende Polykarbonat, aus dem die M-Disc besteht, ist allerdings „nur“ 1000 Jahre haltbar – daher der Name „Millennium Disc“ oder kurz M-Disc. Zum Vergleich: Bei DVD-RAM-Medien wird von einer Haltbarkeit bis zu 30 Jahren ausgegangen.
Zum Schreiben werden geeignete Brenner benötigt, die derzeit (Stand April 2012) nur von LG angeboten werden. Gelesen werden können die Medien aber laut Hersteller mit praktisch allen Laufwerken und DVD-Playern, die seit 2005 auf den Markt gekommen sind.
Der Brenner
Ein Brenner, der M-Disc-Medien beschreiben kann, ist der LG GH24NS90. Er wird in der Retail-Version inklusive einer M-Disc geliefert und ist äußerlich an dem „M-Disc“-Logo erkennbar. Neben M-Disc kann man auch alle anderen Arten von optischen Medien (CD, CD-RW, DVD±R, DVD±RW, DVD-RAM) ausser Blu-ray damit beschreiben.
Der Anschluss erfolgt, wie bei den meisten aktuellen DVD-Brennern, über SATA. Die Geschwindigkeit beim Schreiben von M-Disc entspricht maximal 16x DVD oder etwa rund 21 MB/s.
Die Medien
Die M-Disc selbst erinnert an DVD±RW-Medien, ist aber dunkler und leicht transparent. Leider wurde kein Jewel-Case verwendet, sondern eine Verpackung, aus der das Medium nur recht schwer zu entnehmen ist. Für eine effektive Archivierung sind Spindeln für die Leermedien und separate Jewel-Cases zur Aufbewahrung der beschriebenen Medien besser geeignet.
Praxistest
Nun – Hersteller versprechen gerne viel und die Videos von Millenniata sind zwar eindrucksvoll, aber keinerlei Beweis für die Haltbarkeit. Bevor ich diese Medien ernsthaft für Archivierungen verwende, möchte ich es daher selber testen und werde in nächster Zeit eine M-Disc zusammen mit einem konventionellen Rohling und einer DVD-RAM testen:
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Es wird eine Sammlung von Daten erstellt, die mehrfach redundant gesichert wird
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M-Disc, DVD+R-Rohling und DVD-RAM werden mit diesen Daten beschrieben
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Alle Medien werden gemeinsam verschiedenen Bedingungen ausgesetzt, um die Wirkung von Sonnenlicht, Temperaturschwankungen und anderen widrigen Umständen zu testen – angedacht ist bis jetzt: Lagerung über mehrere Tage bei sonnigem Wetter in transparenten Jewel-Cases auf dem Balkon, Lagerung über mindestens 24 Stunden im Tiefkühlfach und anschließend in kaltem Zustand in kochendes Wasser
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In regelmäßigen Abständen wird ein Lesetest mit allen drei Medien durchgeführt, wobei die Daten auf den Medien mit der Sicherung verglichen wird
Über das Ergebnis werde ich dann hier berichten.
Update Januar 2013
Sehr erfreulich:
Die M-Disc hat auch längere Perioden mit Sonneneinstrahlung im Sommer 2012 und starken Temperaturschwankungen über den Jahreswechsel einwandfrei überstanden, während das DVD+R-Medium erwartungsgemäß bei den gleichen Bedingungen unlesbar wurde. Die DVD-RAM hat allerdings dieselben Bedingungen ebenfalls ohne Lesefehler überstanden – ob die DVD-RAM allerdings auch in 10 oder 20 Jahren noch lesbar ist, zeigt dieser kurze Test natürlich nicht.
Weniger schön:
Das Laufwerk, der LG GH24NS90 war nach weniger als einem Jahr nicht mehr in der Lage, gepresste Video-DVDs zu lesen. Andere Medientypen waren kein Problem. Auch gibt es die Filiale von K&M Computer in Augsburg, wo ich das Laufwerk ursprünglich vor Ort gekauft habe, hier nicht mehr – d.h. ich müsste für eine Reklamation entweder nach München fahren oder das Laufwerk einschicken, was sich angesichts des Anschaffungspreises von unter 30 EUR kaum lohnt.
Als Nachfolger habe ich mir nun bei Arlt einen LG BH16NS40 gekauft – in der Hoffnung, dass die höheren Anforderungen an einen Blu-Ray-fähigen Brenner zumindest eine etwas längere Lebensdauer ermöglichen und dass die Arlt-Filiale auch in 2 Jahren noch existiert.
Mehr zum neuen Brenner, siehe auch den Artikel zum LG-BH16NS40.
Hallo Herr Welzel
Haben sie Langzeiterfahrungen zur M-Disc BluRay und M-Disk DVD?
Vielen Dank
Freundliche Grüße
Stefan
Die Erfahrungen zu M-Disc DVD sind oben im Artikel beschrieben (siehe ab „Update Januar 2013“). Die fraglichen Medien sind auch heute noch lesbar und damit mittlerweile fast 10 Jahre alt. Mittlerweile nutze ich als Laufwerk ein LG WH16NS60.
Mit den M-Disc-BD-Medien habe ich aber keine Erfahrungen.
Hallo,
sind DVD MDisc Laufwerke besser/sicherer als MDisc Blueray?
Bei Amazon haben die Blueray teilweise hundertfach mehr Bewertungen und werden wohl öfters verkauft!
Gruß
Andreas
Ob reine DVD-Laufwerke besser sind, als die Variante mit BD kann ich nicht sagen. Ich vermute aber, dass die höheren Anforderungen bei BD auch der Zuverlässigkeit von DVD zur Gute kommen.
Danke!
Ich bestelle mal ein BD und einige 100 GB Discs. Bin gespannt! ;-)
Hallo Herr Welzel,
als M-Disc-Neuling habe ich Ihren Beitrag mit großem Interesse gelesen.
Darf ich mich mit einer Frage an Sie wenden?
Haben Sie schon einmal den Effekt erlebt, dass neue M-DISCs (Verbatim BD-R)
als „nicht leer“ erkannt wurden?
Ich habe eine komplette Spindel, die diesen Effekt zeigt.
Laufwerk: LG CH12NS40
Ich habe mit verschiedenen Brennprogrammen den gleichen Effekt :o((
Betriebssystem ist Win7
Danke schon jetzt für einen Tipp!
vG Holger
Der LG CH12NS40 kann BD nur lesen, nicht brennen. Siehe auch https://www.lg.com/de/brenner-laufwerke/lg-CH12NS40.
Zitat:
Wenn Sie M-Disc damit verwenden wollen, sind nur die DVD-M-Disc möglich, nicht die BD-Variante. Alternativ können Sie einen anderen Brenner kaufen, der auch BD schreiben kann, wie z.B. LG BH16NS55.
Ist die M- Disc auch zur Erstellung von DVD Film oder Blu-ray Film im UDF 2.5 geeignet. Die Scheibe gibt es schon über 5 Jahre auf dem Markt und man findet absolut nichts zu dem Thema.
Ja, die M-Disc ist auch dafür geeignet. Alles, was auf DVD geschrieben werden kann, geht auch da.
Gibt es Neuigkeiten bzgl der Lesbarkeit von DVD-RAM? Das Letzte Update im Artikel ist von 2013 und wir haben nun Ende 2017
Die DVD-RAM ist auch heute noch lesbar. Das extra zu erwähnen, habe ich mir gespart, da es im Artikel primär darum ging, wie sich die verschiedenen Datenträgertypen M-Disc, DVD+R und DVD-RAM unter erschwerten Bedingungen zu vergleichen. Eine Langzeitbetrachtung ist zwar interessant, sagt aber wiederum nichts darüber aus, wie gut Medien halten, die man heute kaufen kann, sondern nur über die Qualität der Medien von vor 4 oder 5 Jahren.
Der Vollständigkeit halber: Ich habe im Archiv etwa 120 DVD-RAMs, davon sind im Laufe von etwa 10 Jahren bisher zwei Stück mit nicht behebbaren Lesefehlern aufgefallen. Deshalb erstelle ich von wichtigen Daten auch mehrere Kopien.
Hallo, Herr Welzel.
Gibt es MDISC-Brenner, die sich in den MacPro 3,1 (Early 2008) mit IDE Anschluß einbauen lassen ?
Ich fürchte, da haben Sie Pech. Schon das erste Modell war bereits mit SATA und eine IDE-Version ist mir nicht bekannt.
Da sie von ein Desktop Computer sprechen können sie einfach eine PCI zu SATA Adapterkarte für ca 1€ besorgen und daran betreiben.
Kann das was der Herr Welzel schreibt bestätigen. Lesbar sind die M-Disc in allen DVD/BluRay Laufwerken. Allerdings muss man anzweifeln, ob es in 1000 Jahren noch diese Technik gibt die solche Disks lesen kann. Wenn man davon ausgeht wie schnell sich die Technik in den letzten 50 Jahren verändert hat, wird wohl in 1000 Jahren sich keiner mehr an die Anfänge der M-Disc erinnern. Also sagen wir das es ein Medium ist was sich optimal zur Datensicherung eignet.
„in 1000 Jahren“
Ich habe mal eine Doku gesehen, wie man mit hohem Aufwand(Röntgen…) Schriftrollen aus Pompei, die auf den ersten Blick völlig verbrannt aussahen, zum größten Teil lesbar machen konnte. Gerade weil es für M-Discs keine sehr spezifischen Laser braucht, könnte eine zukünftige Kultur auf unserem Niveau, die aber keine Silberscheiben kennt, mit optischen Mikroskopen und KI-Bilderkennung an die Informationen rankommen. Hilfreich wären für die ein Laufwerk (auch wenn es sie nur auseinander nehmen könnten) und mehrere unterschiedliche M-Discs, wobei die absichtlichen Differenzen vielleicht zu einem Rosetta Stone werden könnten.
Ich wette, dass in 1000 Jahren jeder Historiker seine Seele für die Wikipedia von 2021 verkaufen würde – Aber was würde er von Futurama halten?
Guten Tag Herr Welzel
Es freut mich sehr und ich nehme vor Ihnen den Hut ab daß Sie sich für dieses Thema interessieren und Frage und Antwort stehen. Meine frage ist:
gibt es auch CD-RW für diese M-Disc Brenner die sich mit dem gleichen verfahren (geritzt) beschreiben lassen, oder sind es nur die dafür spezifischen DVDs und BlueRay-s. Sind die MDisc beschriebene Scheiben auch für ältere CD-ROM Laufwerke erkennbar und weiter auf gewöhnliche CD-RW kopierbar? oder sind die beschriebene MDisc nur für CD/DVD-ROM Laufwerke mit der M-Dic Bezeichnung lesbar und kopierbar.
Danke für Ihr Engagement
Grüße
Andi
M-Disc gibt es nur als DVD oder BD. Die beschriebenen Medien sind in der Regel in allen DVD-Laufwerken (oder BD-Laufwerken) lesbar. Eine besondere Eignung für M-Disc ist nur beim Schreiben erforderlich.
Hallo Herr Welzel,
in Bezug auf die Zuverlässigkeit und Dauerhaftigkeit von Blu-Ray-Brennern interessiert mich, welche der genannten Brenner-Modelle am besten auch für die M-Disc geeignet sind und ob ein Gerät mit USB3.0-Anschluss schneller brennt als ein solches Gerät mit USB2.0.
Die angefragten Brenner-Modelle heißen:
LG BP55EB40 oder Archgon MD-8107S-U3 oder Samsung SE-506CB/RSWDE
Ich freue mich auf Ihre Antwort.
Da ich die genannten Geräte weder besitze noch jemals ausprobiert habe, kann ich zur Eignung für M-Disc leider keine Auskunft geben. Was USB 2 und 3 betrifft, dürfte der Unterschied nicht gravierend sein. Selbst DVD 16x sind nur etwa 20 MB/s – USB 2 schafft in der Regel aber meist über 40 MB/s und sollte daher vollkommen ausreichen. Interessanter ist bei USB 3 die Stromversorgung von rund 4,5 statt nur 2,5 Watt, so dass es einfacher ist, ohne zusätzliches Netzteil einen Brenner nur an USB alleine zu betreiben.
Hallo. Frage zur M-disc. Der Brenner ist die eine Seite.die Andere ist ein besonderes Programm notwendig um dieses neue Medium zu brennen? Laut Fa.Arlt ja. Aber welches?
Mit freundlichen Grüßen, A.Kuzon Mannheim.
Nein, für M-Disc sind keine besonderen Programme notwendig, solange der Brenner generell auf die Medien schreiben kann. Es kann jede übliche Software für das Schreiben von CD/DVD/BD benutzt werden. Ich nutze unter Windows meistens ImgBurn – aber auch jeder andere Brennersoftware sollte funktionieren. Das gilt auch für die ganz neuen BD-M-Disc mit 25 GB oder BDXL-M-Disc mit 100 GB, die man z.B. mit dem LG BH16NS55 schreiben kann.
Hallo Herr Welzel,
die Arlt-Filiale existiert noch :-)
haben sie Erfahrungen bezüglich Kratzer gemacht? Ist die M-Disc in irgendeiner Weise unempfindlicher gegen Kratzer? Ich nehme, dass die Oberfläche genauso leicht verkratzt, vielleicht wirken sich Kratzer aber weniger stark aus.
Freundliche Grüße aus Augsburg,
Ulrich Strobl
Zu Kratzern kann ich wenig sagen, weil ich sämtliche optische Medien immer sorgfältig behandele und diese entsprechend auch wenig bis gar keine Kratzer haben. Bisher sind auch alle Medien in meinem Archiv noch fehlerfrei lesbar. Ich gehe aber auch davon aus, dass Kratzer sich bei M-Disc genauso auswirken, wie bei anderen optischen Medien.
Hallo Herr Welzel,
vielen Dank für den aufschlussreichen Artikel und die selbst vorgenommenen Tests.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Hinz