Anfang August 2016 bin ich in eine andere Wohnung umgezogen und nutze dort VDSL2 von der Telekom mit 50 MBit/s Downstream und 10 MBit/s Upstream an einer Fritz!Box 7390. Da es sich um einen neuen Anschuß handelt, erfolgt die Telefonie über eine IP-Verbindung statt ISDN. Ein Splitter entfällt dadurch, so dass nur noch ein Kabel direkt vom TAE-Anschluß zur Fritz!Box benötigt wird.
Neben der Fritz!Box kommen zwei DECT-Telefone von AVM (MT-F und C4) sowie mehrere „Fritz!DECT 200“-Schaltsteckdosen und einige Heizungsthermostate „Comet DECT“ zum Einsatz (letztere wurden auch von AVM auf der IFA 2016 unter dem eigenem Namen als „Fritz!DECT 300“ angekündigt).
Neue Firmware
Obwohl die Fritz!Box 7390 bereits 2009 auf den Markt gekommen ist und 2013 durch das Nachfolgemodell 7490 abgelöst wurde, bietet AVM auch dafür noch eine aktuelle Firmware mit Fritz!OS 6.51 an. Seit Version 6.50 gibt es eine neu gestaltete Web-Oberfläche mit „Responsive Design“ für mobile Endgeräte. Auch für das AVM C4 gab es zwischenzeitlich ein Update auf Software-Version 3.74, mit der u.A. die Probleme mit Headsets gelöst wurden.
IP-Telefonie
Seit August 2016 müssen Provider ihren Kunden auch die Nutzung eigener Router ermöglichen (siehe dazu auch den Bericht bei Golem.de). Dafür müssen auch die Zugangsdaten für IP-Telefonie den Kunden mitgeteilt werden. Im Fall der Fritz!Box musste ich aber nicht viel eintragen, da die Firmware die relevanten Daten für IP-basierte Telefonanschlüsse der Telekom bereits kennt. Es genügte daher, die Zugangsdaten für den Internetzugang einzutragen, IP-Telefonie zu aktivieren und die Telefonnummern des Anschlusses anzugeben.
Anfangs war ich skeptisch, ob der Verzicht auf ISDN für Telefonie eine gute Idee ist, nachdem die Telekom Ende 2015 einen größeren Ausfall bei den IP-basierten Telefonanschlüssen hatte. Bisher läuft der Anschluß aber störungsfrei und sämtliche Telefonate waren auch immer einwandfrei. Fax ist ebenfalls möglich und es gibt bei AVM als optionale Software dazu eine kostenlose Version von Fritz!Fax.
SmartHome
Mit dem Begriff „SmartHome“ werden Systeme bezeichnet, mit denen sich die Hausinstallation, wie Heizung oder Beleuchtung steuern lässt. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Anbietern in diesem Bereich, die teilweise auch sein sehr umfangreiches Programm mit zahlreichen Komponenten für jeden erdenklichen Zweck im Angebot haben. Meine Ansprüche sind allerdings nicht so hoch – es sollte nur die Heizung gesteuert werden können und es wäre hilfreich, den Energieverbrauch von dauerhaft genutzten Haushaltsgeräten, wie dem Kühlschrank, messen zu können.
Die Fritz!Box unterstützt mittlerweile sowohl schaltbare Steckdosen wie auch programmierbare Thermostate. Die Übersicht aller Geräte wird im „SmartHome“-Bereich der Weboberfläche dargestellt. Im folgenden Screenshot wurde bei einem der Thermostate die „Fenster auf“-Erkennung ausgelöst, weshalb neben der gemessenen Temperatur eine symbolische Schneeflocke angezeigt wird.
Alte Bekannte: Fritz!DECT 200
Die schaltbare Steckdose Fritz!DECT 200 verwende ich schon seit 2014. Diese Teile bieten die Möglichkeit zur manuellen und zeitgesteuerten Schaltung und messen auch Stromverbrauch und Temperatur. Das Thermometer wurde allerdings nicht von Anfang an unterstützt, sondern erst mit einem Firmwareupdate 2015.
Ein Mikrofon ist ebenfalls eingebaut, das aber zur Zeit noch nicht genutzt wird. In der Labor-Version von Fritz!OS ist aber auch eine Steuerung über Geräusche („Klatschschalter“) vorgesehen.
Mit einer Taste am Gerät kann man die Steckdose manuell schalten, wobei auch Möglichkeit besteht, die Taste zu sperren, um eine unbeabsichtigte Schaltung zu verhindern. Die Beleuchtung der Tasten kann auch abgeschaltet werden.
Die Energieanzeige ist sehr hilfreich, wenn man einen Eindruck dafür bekommen möchte, wieviel Energie ein Gerät tatsächlich benötigt. Die Werte für € und CO²-Ausstoß pro kWh können frei eingestellt werden.
Neben der Messung gibt es auch eine Verbrauchsprognose auf Basis der bisherigen Messwerte.
Die automatische Schaltung lässt sich sehr flexibel programmieren. Selbst Sonnenaufgang und Sonnenuntergang können verwendet werden, wobei man dafür auch seine exakte geografische Position angeben muss, damit die korrekten Werte ermittelt werden. Wer möchte, kann auch einen Google-Kalender nutzen. Ein externer Kalender über einen eigenen CalDAV-Server ist allerdings nicht vorgesehen.
Ebenfalls möglich ist die Zusammenfassung mehrerer Steckdosen in Gruppen, die dann gemeinsam geschaltet werden können, was ich bislang aber nicht benötigt habe.
Programmierbare Heizungsthermostate
Die Heizung in der neuen Wohnung ist eine Zentralheizung mit manuell einzustellenden Thermostaten an den Heizkörpern. Wenn man Energie sparen möchte, sollte man nicht durchgehend heizen, sondern nur zu den Zeiten, wo man sich auch in der jeweiligen Räumen aufhält. Gleichzeitig sollte die Wohnung aber auch nicht komplett auskühlen in der übrigen Zeit, weil man sonst sehr viel Energie benötigt, um die kalten Räume aufzuheizen. Als Schutz gegen zu starke Abkühlung beim Herunterdrehen der Heizung gibt es bei mechanischen Thermostaten meist auch Begrenzer, die man selber einstellen kann. Dennoch: mitunter vergisst man die Heizung, wenn man morgens aus dem Haus geht (oder auf eine längere Reise) oder man kommt nach Hause und muss erstmal die Heizungen wieder aufdrehen. Auch morgens im Bad wäre es schön, wenn die Heizung nicht erst angemacht werden muss, sondern schon etwas früher läuft.
Eine Lösung dafür sind programmierbare Thermostate, in denen man Heizphasen eintragen kann – z.B. im Bad morgens zwischen 7 und 9 Uhr bei 23°C, sonst nur auf einer Spartemperatur von 18°C oder im Wohnbereich morgens und einige Stunden abends auf 21°C und sonst nur mit 16°C. Dadurch wird je nach Raum nur einige Stunden täglich geheizt und es ist trotzdem angenehm warm, wenn man zu Hause ist. Neben der Programmierung erlauben solche Thermostate auch jederzeit die manuelle Einstellung einer Wunschtemperatur, die dann meist bis zum Ende der laufenden oder kommenden Heizphase beibehalten wird.
Thermostate ohne Verbindung zu einer Steuerzentrale sind nicht sehr teuer – aber die Programmierung am Thermostat selbst ist dafür auch oft recht umständlich. Deutlich komfortabler sind Geräte mit Funkverbindung, die auch eine Programmierung von einem zentralen Punkt aus ermöglichen.
Die Firma Eurotronic bietet mit dem „Comet DECT“ eine Lösung an, die über DECT-ULE (Ultra Low Energy) eine Verbindung zur Fritz!Box aufbaut und von dort aus gesteuert werden kann. AVM hat auf der IFA 2016 angekündigt, dieses Gerät auch unter eigenem Namen als „Fritz!DECT 300“ anzubieten.
Für die Montage liefert Eurotronic drei Kunststoffadapter für weit verbreitete Ventile mit. Zusätzliche Adapter, auch aus Metall, kann man bei Bedarf nachkaufen.
Das Display mit der Anzeige der eingestellten Solltemperatur und der aktuellen Schaltzeiten wird im regulären Betrieb abgeschaltet, um Strom zu sparen. Möchte man die aktuelle Einstellung kontrollieren, genügt ein kurzer Druck auf die „OK“-Taste. Auch bei manueller Änderung der Temperatur über das Stellrad wird das Display kurz eingeschaltet.
Die Fritz!Box 7390 unterstützt seit Fritz!OS 6.50 die Heizungsthermostate ganz offiziell.
Die automatische Steuerung erlaubt die Angabe von zwei Temperaturen für „Komfort“ und „Sparbetrieb“ und die tägliche Einstellung der Heizphasen in einem 15-Minuten-Raster.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, für Zeiträume, bei denen man längere Zeit verreist ist, eine dauerhafte Absenkung auf eine einstellbare Temperatur vorzunehmen. Ebenso kann man auch die Heizung für definierte Zeiträume komplett abschalten.
Der Thermostat verfügt auch über eine „Fenster-auf-Erkennung“: wenn die Raumtemperatur schnell fällt, weil ein Fenster geöffnet wurde, wird die Heizung für eine einstellbare Zeit komplett ausgeschaltet. Schließlich kann man auch die gemessene Temperatur korrigieren, falls der Thermostat direkt am Heizkörper eine zu hohe Temperatur gegenüber dem Raumtemperatur ermittelt.
Auf Wunsch kann man sich auch über verschiedene Ereignisse, wie niedrigem Batteriestand im Thermostat oder Verbindungsverluste per E-Mail benachrichten lassen.
Fernsteuerung über DECT-Telefon oder Smartphone
Neben der Steuerung über die Weboberfläche der Fritz!Box gibt es auch die Möglichkeit, die Schalter und Thermostate an einem der DECT-Telefone von AVM oder in einer Smartphone-App zu kontrollieren – wahlweise MyFRITZ!App 2 von AVM oder BoxToGo (letztere ist ohne Werbung kostenpflichtig). So kann man z.B. auch bei Bedarf die Solltemperatur erhöhen oder absenken, ohne zur Heizung gehen zu müssen. Man muss nur beachten, dass die Einstellung bei der Heizung nicht sofort wirksam wird, sondern erst dann, wenn sich der Thermostat das nächste Mal bei der Fritz!Box meldet, was bis zu 15 Minuten dauern kann. Dennoch ist das eine sehr nützliche Funktion, da man so z.B. im Winter die Heizung schon mal anwerfen kann, wenn man auf dem Weg nach Hause ist.
Verbindungsprobleme mit dem Comet DECT
Leider war die Freude über eine komfortable Heizungssteuerung nur kurz. Schon nach kurzer Zeit wurden bei zwei der drei Thermostate regelmäßig Verbindungsverluste gemeldet. Mitunter mehrfach täglich, manchmal auch erst nach 1-2 Tagen.
Gemeinsam ist diesen Exemplaren, dass zwischen der Fritz!Box und dem Thermostat jeweils eine Innenwand ist. Dass eine simple Wand bereits so starke Störungen verursacht, finde ich zumindest ungewöhnlich – zumal die DECT-Telefone wie auch die Schaltsteckdosen in der ganzen Wohnung absolut problemlos und durchgehend stabil funktionieren.
Dass ab und zu die Verbindung fehlt, wäre noch tolerierbar, wenn sie im Rahmen des 15-Minuten-Intervalls, in dem sich die Thermostate bei der Fritz!Box melden, auch wieder automatisch hergestellt wird. Das ist aber leider nicht so (mit Fritz!OS 6.51 und Comet DECT Firmware 3.66). Wenn die Fritz!Box einmal einen Verbindungsverlust gemeldet hat, bleibt die Verbindung getrennt, bis man am Thermostat selbst einmal kurz die „OK“-Taste gedrückt hat, um es zu aktivieren. Dann wird die Verbindung zur Box sofort hergestellt. Daher vermute ich, dass das Thermostat selbst die automatischen Verbindungsversuche einstellt – entweder durch einen Fehler in der Firmware oder als Folge einer Störung der Verbindung.
In dieser Form ist das System für mich leider nahezu unbrauchbar – was nützt eine Heizungssteuerung mit zentraler Programmierung, wenn diese Funktion nach ein paar Tagen ohne manuelle Eingriffe am Heizkörper faktisch unbrauchbar wird?
Eine Supportanfrage dazu bei AVM hat sinngemäß die Antwort ergeben, dass AVM für dieses Problem nicht zuständig ist, weil das Fehlerbild auf kein Problem in der Fritz!Box hinweist. Bei einer Anfrage an Eurotronic war eine Empfehlung, einen Werksreset zu probieren – das habe ich gemacht und es hat keine Veränderung gebracht. Das habe ich Eurotronic auch schon so mitgeteilt, ebenso wie den Hinweis, dass ich die Thermostate, wie angeboten, auch umtauschen würde, wenn die Austauschexemplare bzgl. des Verhaltens besser sind. Eine Antwort steht noch aus (Stand 7. November 2016).
Gemischtes Fazit
Als Router und Telefonzentrale funktioniert die Fritz!Box 7390 sehr gut – die Anbindung mit 50 MBit/s über VDSL2 war in den drei Monaten seit ihrer Einrichtung immer zuverlässig nutzbar. Auch an der Qualität der Telefonie über IP statt ISDN habe ich nichts auszusetzen.
Die SmartHome-Umsetzung überzeugt dagegen nur bedingt. Einerseits sind die Schaltsteckdosen sehr zuverlässig und haben in über zwei Jahren nie Probleme gemacht. Auch die Möglichkeit, die Heizung bequem am Smartphone einstellen zu können, wenn man noch unterwegs ist und es bei der Rückkehr warm in der Wohnung haben will, ist durchaus angenehm. Andererseits sind die Verbindungsprobleme mit „Comet DECT“ mehr als nur ärgerlich, da damit eine zentrale Funktion nicht zuverlässig nutzbar ist und man ständig im Hinterkopf hat, dass der Zugriff auf die Heizungssteuerung jederzeit ausfallen kann und ohne manuellen Eingriff an der Heizung auch nicht wieder nutzbar wird. Ich hoffe, dass das Austauschexemplar des betroffenen Thermostates hier zuverlässiger arbeitet.
Aktuelle Entwicklung
8. November 2016
Da es auch ein Thermostat gibt, das immer zuverlässig funktioniert hat und im im selben Raum installiert war, wo auch die Fritz!Box steht, habe ich testweise dieses Exemplar mit dem Thermostat mit den häufigsten Fehlern getauscht. Auch im selben Raum verliert der fehlerhafte Thermostat die Verbindung. Es scheint ein Defekt des Thermostates zu sein. Das andere Exemplare, das anfangs noch Probleme hatte, funktioniert mittlerweile aber zuverlässig – zumindest gab es keine Fehlermeldungen mehr bzgl. Verbindungsabbrüchen Ich werde daher das fehlerhaft Thermostat beim Händler umtauschen, wo ich es gekauft habe.
10. November 2016
AVM hat sich auch noch einmal gemeldet. Ich könnte auch eine Laborversion von Fritz!OS installieren und für den Fall, dass der Fehler nochmal auftreten sollte, Diagnosedaten erstellen, die AVM sich zur weiteren Analyse des Problems ansehen würde. Mittlerweile habe ich das fehlerhafte Teil aber schon zurückgeschickt und warte auf ein Austauschexemplar. Da ich ohnehin vorhatte, noch weitere Heizkörper mit programmierbaren Thermostaten auszustatten, habe ich mir als Ersatz noch ein weiteres Exemplar neu gekauft, das seit ein paar Tagen mit der aktuellen Firmware 3.66 in Betrieb ist und zuverlässig arbeitet. Ich gehe daher davon aus, dass die Verbindungsprobleme eine Ausnahme waren und kein prinzipielles Problem.
17. November 2016
Seit einigen Tagen ist auch das Austauschexemplar zurück und in Betrieb. Die mittlerweile vier vorhandenen Exemplare funktionieren ohne Verbindungsprobleme. Unter diesen Umständen kann ich das System durchaus empfehlen, wenn schon eine geeignete Fritz!Box vorhanden ist, zumal in Zukunft noch mit zusätzlichen Funktionen in der Software zu rechnen ist.
20. November 2016
Wieder ein Verbindungsverlust!
Diesmal bei einem Thermostat, dass bisher keine Probleme hatte und das sich nur einige Meter von der Fritz!Box entfernt im selben Raum befindet. Die Verbindung ist am Nachmittag abgebrochen und wurde auch mehrere Stunden danach nicht mehr automatisch hergestellt.
Nachdem AVM mich gebeten hatte, für diesen Fall einmal die Support-Daten von der Fritz!Box aufzeichnen zu lassen (einmal mit der abgebrochenen Verbindung und danach noch einmal, nachdem ich am Thermostat einmal die Menü-Taste betätigt habe, wo die Verbindung sofort wieder aufgebaut wurde), habe ich das nun getan, AVM die Daten geschickt und bin gespannt, ob sich das Problem dauerhaft lösen lässt.
25. November 2016
Seit einigen Tagen habe ich die Beta-Version der Firmware, konkret Fritz!OS 6.69-42088, im Einsatz. AVM hat sich zwischenzeitlich auch gemeldet und mir mitgeteilt, dass man anhand der Support-Daten keine konkrete Ursache für das beobachtete Verhalten feststellen konnte. Mit der Beta-Version ist zwar auch nochmal ein Verbindungsverlust gemeldet worden, aber der Thermostat ist erreichbar geblieben. Auch die neu eingeführte Temperaturaufzeichnung hat trotz der Meldung keine Lücken aufgezeigt. Damit kann ich erstmal gut leben.
10. Dezember 2016
AVM hat sich nochmal gemeldet und auf eine neue Firmware für Comect DECT angekündigt, die testweise bereitgestellt wird. Siehe dazu auch meinen aktuellen Beitrag dazu.