Selbst einfache Smartphones bieten mittlerweile einen GPS-Empfänger und mit Navigationssoftware wie Google Maps Mobile oder OsmAnd+ ist auch die Darstellung von Karten und Routenplanung möglich. Vor diesem Hintergrund erscheint ein eigenes Navigationsgerät, wie das Garmin Oregon 450, eigentlich überflüssig.
Tatsächlich bietet aber ein solches Gerät einige Vorteile gegenüber einem Smartphone:
- Das Gerät ist wasserdicht und stoßfest.
- Es werden Standard-AA-Akkus oder Batterien verwendet, die laut Hersteller rund 16 Stunden mit aktivem Display halten und bei Bedarf leicht austauschbar sind.
- Das Display ist auch ohne aktive Hintergrundbeleuchtung bei Tageslicht ablesbar (was wesentlich zur langen Akkulaufzeit beiträgt).
- Das Gehäuse erlaubt eine einfache Befestigung an einem Fahrradlenker oder mit Karabinerhaken an der Kleidung oder an einem Rucksack.
- Die Speicherung der Kartendaten und Routenplanung erfolgt komplett im Gerät.
Erwähnenswert gegenüber den früheren Modellen ist außerdem noch der Drei-Achsen-Kompass, mit dem man auch dann noch die Himmelsrichtung angezeigt bekommt, wenn man das Gerät schräg hält. Bei älteren Modellen war es noch notwendig, das Gerät möglichst waagerecht zu halten, um eine korrekte Anzeige zu erhalten.
Das Modell 450 gibt es auch noch in der Variante 450t, die sich nur durch eine zusätzlich mitgelieferte, topografische Karte unterscheidet. Ansonsten ist die „t“-Version technisch identisch. Die Version 550 bietet zusätzlich eine eingebaute Digitalkamera. Die aktuellsten Varianten dieser Serie sind Anfang 2013 die Modelle 600 und 650 (ohne/mit Kamera), die es aber im Sommer 2012 noch nicht gab.
Nachdem ich keine eingebaute Kamera benötige und es Kartendaten für Garmin-Geräte auch von OpenStreetMap gibt, habe ich mir Sommer 2012 einen Garmin Oregon 450 gekauft – überwiegend für den Einsatz auf dem Fahrrad, aber auch bei meinem Urlaub in Finnland hat dieses Gerät gute Dienste geleistet.
Die technischen Daten im Überblick:
- Display: Transflektives TFT mit einer Diagonale von 3″ (7,6 cm) bei einer Auflösung von 240×400 Pixel, resistiver Touchscreen mit einstellbarer Hintergrundbeleuchtung.
- Speicher: 850 MB intern, erweiterbar mit MicroSD-Karten bis 32 GB.
- Gewicht: 195 Gramm mit eingelegten Akkus/Batterien.
- Stromversorgung: 2 Batterien oder Akkus in der Form AA (Akku- oder Batteriebetrieb in den Einstellungen umschaltbar).
- Speicherung von bis zu 2000 Wegpunkten und bis zu 200 Routen.
- USB-Anschluss für Datenübertragung und externe Stromversorgung. Beim Anschluss an einen Computer ist die Nutzung als externer Massenspeicher möglich, so dass keine spezielle Software zur Datenübertragung benötigt wird.
- Drahtlose Datenübertragung und Anbindung von zusätzlichen Geräten über ANT+, siehe dazu auch http://www.thisisant.com/directory/oregon-450.
- Unterstützung für Geocaching, beispielsweise mit Daten von http://www.opencaching.com.
- Verschiedene Profile für die Routenplanung und Kartendarstellung einstellbar.
- Anzeigen eigener Karten und Satellitenbilder möglich.
Um auf alle Funktionen im Detail einzugehen, könnte man ein ganzes Buch darüber schreiben – daher beschränke ich mich hier nur auf die wesentlichen Punkte.
Gehäuse
Das Gehäuse wirkt relativ dick, was aber kein Nachteil ist – durch die Form kann man es auch gut längere Zeit in einer Hand halten und es übersteht auch Stürze unbeschadet, da das Display von einem schützenden Rahmen umgeben ist.
Vorderansicht mit abgeschalteter Displaybeleuchtung
Auf der Rückseite ist eine Metallschiene mit einer Verriegelung angebracht, die zum Öffnen der Gehäuseabdeckung dient und auch die Anbringung von Zubehör ermöglicht, wie etwa dem mitglieferten Karabiner. Die Verbindung ist robust und man muss nicht befürchten, dass das Gerät sich unbeabsichtigt löst:
Nach dem Abnehmen der Gehäuseabdeckung kommt das Akkufach mit Gummidichtung zum Vorschein:
Das Fach für Batterien oder Akkus
Unter den Akkus ist der Steckplatz für die optionale MicroSD-Karte:
Steckplatz für MicroSD-Karte im Akkufach
Derzeit nutze ich als Speicherkarte ein Modell mit einer Kapazität von 16 GB – genug Platz für umfangreiche Kartendaten. So benötigt „City Navigator NT Europa 2013“ von Garmin nur etwa 2,5 GB.
Noch eine Anmerkung zu den Akkus: Auch wenn auf den Bildern ein Satz Alkali-Batterien zu sehen ist – bei regelmässiger Verwendung sind NiMH-Akkus mit geringer Selbstenladung sinnvoller, wie z.B. Sanyo Eneloop. Diese Akkus halten deutlich länger als Batterien, sind nicht sehr teuer und lassen sich auch aufgeladen problemlos mehrere Monate lagern. Batterien sind aber als Notlösung immerhin nutzbar und fast überall zu bekommen.
Wichtig: Beim Wechsel von Batterien zu Akkus oder umgekehrt muss man in dies auch in Systemeinstellungen des Gerätes anpassen, da sonst der Ladezustand nicht korrekt angezeigt wird und das entweder Gerät zu früh abschaltet oder vermeintlich noch benutzbare Akkus meldet, obwohl sie schon kurz vor der Entladung sind.
Am unteren Ende des Gehäuses befindet sich der USB-Anschluss unter einer wasserdichten Abdeckung:
USB-Anschluss mit wasserdichter Abdeckung
Das Aufladen der Akkus über diesen Anschluss ist nicht vorgesehen, da sonst die Gefahr von Schäden bei Verwendung normaler Batterien besteht. Allerdings werden die Akkus auch nicht benutzt, solange das Gerät über USB mit Strom versorgt wird. Sehr erfreulich: Das Gerät meldet sich an einem Computer als Massenspeicher, so dass man für die Übertragung von Kartendaten oder Routen keine spezielle Software benötigt.
Oberhalb des USB-Anschlusses findet sich noch ein Öse, an der man eine Handsicherungsschlaufe anbringen kann – ähnlich wie es bei Kompaktkameras üblich ist.
Display und Bedienung
Das Display des Garmin Oregon 450 ist ein transflektives TFT mit resistivem Touchscreen. Bei ausreichender Umgebungshelligkeit ist es ohne aktive Beleuchtung ablesbar, was zur langen Akkulaufzeit beiträgt. Die resistive Technik des Touchscreens erlaubt die Bedienung auch mit Handschuhen oder bei Nässe und funktioniert besser als erwartet. Als einziges Bedienelement ausser dem Display gibt es nur eine Taste an der Seite, mit der man das Gerät ein- und ausschaltet und bei der Aktivierung des Stromsparmodus die Displayanzeige aktiviert.
Nach dem Einschalten erscheint nach kurzer Zeit das Hauptmenü, von dem aus man alle Funktionen des Gerätes erreicht:
In den Einstellungen kann man die Reihenfolge der Menüpunkte ändern und nicht benötigte Funktionen auch ausblenden. Auch das Hintergrundbild ist beliebig änderbar – eigene Bilder, die man auf das Gerät übertragen hat, kann man hierfür ebenfalls verwenden.
Unterhalb des Menüs findet sich die Anzeige des aktuellen Ladezustands der Akkus (oder Batterien) und die GPS-Signalstärke. Tippt man diese Anzeige an, kommt man zu einer detaillierten Ansicht, die neben der aktuellen Position und Genauigkeit der Positionsbestimmung auch die Zahl der potentiell nutzbaren Satelliten und die aktuell genutzten Satelliten samt Signalstärke angezeigt:
Der Kompass bietet verschiedene Ansichten – ist ein Ziel für die Navigation eingestellt, erscheint zusätzlich eine Richtungsanzeige:
Neben dem Kompass gibt es auch noch einen „Trip-Computer“ mit einem kleineren Kompass oben und ausführlicheren Detailinformationen darunter. Auch hier zeigt der Kompass die Zielrichtung an, wenn ein Navigationsziel eingestellt ist.
Die Detailanzeigen sind vollständig konfigurierbar und man kann jederzeit zwischen allen Ansichten umschalten, auch während einer aktiven Navigation.
Karten
Kartendaten werden normalerweise in Form von Vektordaten verwendet – das spart Speicherplatz und erlaubt eine beliebige Vergrößerung und Rotation ohne Qualitätsverlust.
Im Lieferumfang des Garmin Oregon 450 ist nur eine recht grobe Basiskarte vorhanden, die für Routenplanung und Orientierung in der näheren Umgebung nicht ausreicht. Um die Kartendarstellung und Routenplanung sinnvoll zu nutzen, ist daher die Installation zusätzlicher Kartendaten sinnvoll. Dabei hat man die Wahl zwischen den kommerziellen Daten von Garmin, die aber nicht gerade billig sind, oder man nutzt die freie Alternativen von OpenStreetMap, die oft mehr Details bieten und abhängig von der Region auch routingfähig sind.
Die Übertragung der Kartendaten kann entweder über USB erfolgen oder man kopiert die Daten vorher auf eine MicroSD-Karte. Die aktuelle Firmware erlaubt auch die Verwendung mehrerer Dateien gleichzeitig – diese müssen nur im img-Format in das Verzeichnis Garmin
auf dem Gerät oder der MicroSD-Karte kopiert werden.
Die Kartendarstellung ist konfigurierbar und zeigt normalerweise die eigene Position mit einem blauen Pfeil am unteren Rand und die Karte in Blickrichtung – d.h. der angezeigte Kartenausschnitt wird automatisch gedreht. Auf Wunsch kann man aber auch die Karte immer in Nordrichtung anzeigen lassen und die eigene Position in der Mitte des Displays. Die nachfolgenden Ausschnitte basieren auf der routingfähigen Deutschland-Karte von OpenStreetMap:
Sind mehrere Karten im Gerät installiert, kann man jederzeit zwischen den Karten umschalten und auch mehrere Karten gleichzeitig nutzen – etwa eine Basiskarte für die Geländedarstellung und eine darüber gelegte Detailkarte für Straßen und Wege.
Routenplanung und Tracking
Die Routenplanung kann komplett im Gerät erfolgen. Ist eine routingfähige Karte vorhanden, lassen sich Routen anhand von Zieladressen berechnen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist dabei die Displaytastatur, die alphabetisch sortiert ist. Da aber oft die Eingabe der ersten 2-3 Zeichen genügt und Umlaute in Namen, wie „Ä“, auch bei der Eingabe von Buchstaben, wie „A“, gefunden werden, ist das verschmerzbar. Auch lassen sich einmal gefundene Adressen als Wegpunkte speichern und können so bei Bedarf ohne erneute Suche genutzt werden.
Ebenfalls möglich ist die Verwendung von Routen in GPX-Dateien, die man auf das Gerät überträgt und sich dann von einem Wegpunkt zum nächsten führen lässt.
Im praktischen Einsatz hatte ich bei Entfernungen bis etwa 200 km keine Probleme – bei deutlich größeren Distanzen muss man aber je nach verwendeter Karte erhebliche Wartezeiten in Kauf nehmen, bis die Berechnung abgeschlossen ist.
Eine Alternative ist die Verwendung der kostenlos verfügbaren Software „BaseCamp“ von Garmin. Mit dem über USB angeschlossenen Gerät oder alternativ den Kartendaten auf einem USB-Stick kann man die Routen bequem am PC planen und bei Bedarf anpassen, bevor man sie auf das Gerät überträgt. BaseCamp kann man auch verwenden, um aufgezeichnete Routen auf der Karte anzuzeigen.
Richtungsänderungen werden am Gerät durch ein akustisches Signal und Richtungspfeilen mit textlichen Hinweisen auf dem Display angezeigt. Folgt man der Richtungsangabe, wird dies kurz nach dem Passieren des Wegpunktes wiederum durch ein kurzes Signal bestätigt. Wenn man der Route nicht folgt, wird die neue Strecke automatisch neu berechnet.
Die Aufzeichnung von Tracks erfolgt im GPX-Format je nach Einstellung automatisch im Hintergrund und wahlweise mit einer täglich neu erzeugten Datei oder bis zum Erreichen des Limits von 2000 Wegpunkten pro Datei. Ich bevorzuge die Variante einer ständigen Aufzeichnung ohne tägliche Speicherung, bei der ich beim Start die aktuellen Daten zunächst lösche und am Ende meiner Fahrt die aufgezeichnete Route als eigene Datei speichern lasse. Die so erzeugten Dateien können dann auch auf einer Karte angezeigt oder zur Navigation verwendet werden – so kann man sich etwa auf dem Weg, den man gekommen ist, wieder zurück zum Ausgangspunkt führen lassen. Ebenfalls möglich ist die manuelle Speicherung von Wegpunkten, die wiederum auch jederzeit als Ziel für die Navigation verwendet werden können.
GPS für’s Fahrrad
Wie schon erwähnt, nutze ich den Garmin Oregon 450 auch mit meinem Fahrrad. Mehr dazu in einem eigenen Artikel.
Hallo, da ich ständig mit meinem Oregon 450 und Base Camp kämpfe habe ich in diesem Artikel sehr gute Informationen gefunden. Ist sehr hilfreich für mich.
Danke
Hallo ich möchte Daten vom Tablett auf das Garmin übertragen. Wie mache ich das. Mein Tablett hat nur einen Micro USB Anschluss. Und das Garmin findet bei der drahtlosen Datenübertragung das Tablett nicht. Was gibt es für Möglichkeiten ohne PC?
Wenn das Tablet USB-OTG unterstützt, dann geht eine Datenübertragung mit einem Kabel von Micro-USB auf Mini-USB – eventuell mit Adaptern dazwischen. Auf dem Tablet sollte das Garmin dann als USB-Stick sichtbar sein, wenn es angeschlossen und in den Massenspeicher-Modus versetzt wird.
Hallöchen !
Mal eine Frage . Wie bekomme ich das Display heller ?
Habe den 450 jetzt Neu und bekomme es nicht Heller .
Danke schon mal !
Lg Ralf
Das steht eigentlich auch in der Bedienungsanleitung: Wenn man kurz auf den Einschaltknopf drückt, sollte eine Einstellung für die Displayhelligkeit geöffnet werden (eine Glühlampe mit zwei Knöpfen für „+“ und „-“, wo man auch das Display sperren kann).