Kürzlich habe ich mich entschlossen, von der über Jahrzehnte gewohnten Standard-PC-Tastatur auf ein Modell ohne separaten Nummerblock zu wechseln, konkret eine Cherry Stream TKL, wobei das „TKL“ für „Tenkeyless“ steht – der Verzicht auf den „Zehnerblock“ auf der rechten Seite. Bis dahin hatte ich eine reguläre Cherry Stream verwendet, die aber auch deutlich mehr Platz braucht. Nachdem der Platz, an dem ich mit dem PC arbeite, nicht übermäßig groß ist, war mehr verfügbare Tischfläche sehr willkommen.
Die aktuellen Varianten der Cherry Stream haben aber noch einen anderen Vorzug: die Kontroll-Anzeigen für die Feststelltaste und „Rollen“ sind jetzt in den Tastenkappen integriert, so wie es früher noch üblich war – diese intuitive Anzeige der Funktion an der Taste selbst gefällt mir wesentlich besser als die weit abgesetzen Kontrollanzeigen am Rand.
Mehr Platz und Umgewöhnung
Es gibt den Begriff des „Muskelgedächtnis“: Handbewegungen und Reflexe sind irgendwann so eingeübt, dass man nicht mehr bewusst nachdenkt, wie man sie ausführen muss. Es kann aber auch zu Irritationen führen, wenn sich gewohnte Abläufe ändern. Einerseits ist sehr angenehm, dass ich nicht mehr den Platz für einen nie gebrauchten Teil der Tastatur auf dem Schreibtisch reservieren muss – anderseits ist es aber zumindest am Anfang manchmal irritierend, weil meine Finger rechts eher an den Rand der Tastatur kommen und dann unbewusst nach links gehen, weil das wohl das Signal ist für „Achtung, zu weit rechts, hier ist der Nummernblock!“. Letztlich wird das aber wohl nur eine Frage der Umgewöhnung sein. Auf die alte Breite möchte ich trotzdem nicht zurückgehen und ich vermisse den Nummernblock nicht.
Tastaturen in allen Formen
Bis in die 2000er Jahre hinein gab es bei PC-Tastaturen kaum veränderte Standards: die Basis bildete das „Erweiterte Tastaturlayout“, was IBM mit dem „Model M“ für PCs 1985 eingeführt hatte. Mit der Einführung von Windows kam eine Erweiterung um drei zusätzliche Tasten für Windows: die „Windows“-Taste jeweils links und rechts neben der Leertaste und eine weitere Taste für das Windows-Kontextmenü, was sonst auch mit der rechten Maustaste geöffnet werden kann.
Solange PCs vor allem in Büros eingesetzt wurden, beschränkte sich die Kreativität der Hersteller weitgehend darauf, zusätzliche Funktionen zu integrieren, wie etwa Kartenleser oder USB-Hubs. Auch Tastaturen mit Dispays in speziellen Funktionstasten gab es schon recht früh, wie das „LC Board“ in den 1980ern (siehe auch die Herstellerseite). Solche Spezialtastaturen waren allerdings relativ teuer und kaum verbreitet. Zudem war der praktische Nutzen eher überschaubar, da nur wenige Funktionstasten mit wechselbarer Beschriftung keine Alternative zu sprachspezifische Layouts waren und nur wenige Anwendungen die Beschriftung der Funktionstasten sinnvoll nutzen konnten.
Ebenfalls eher eine Kuriosität war die „Optimus Maximus“-Tastatur des Design-Studio „Art. Lebedev“. In jede Taste wurde ein kleines OLED mit einer Auflösung von 48×48 Pixeln integriert, so dass praktisch die komplette Tastaturbeschriftung beliebig änderbar war. Ein großes Problem neben dem sehr hohen Preis war die Form und Größe der Tasten und die damit verbundene schlechte Ergonomie.
Was davon geblieben ist, sind Touchscreens in verschiedenen Varianten, wie etwa bei einigen Modellen des Apple MacBook, wo statt der Reihe mit den Funktionstasten ein Touchscreen integriert wurde.
Cherry MX
Vor der „Cherry Stream“ war ein anderes Modell viele Jahre bei Menschen, die viel schreiben, recht weit verbreitet, was es auch heute noch gibt: die Cherry G80-3000. Das besondere an dieser Tastatur sind die Tasten, für die einzelne Taster mit mechanischen Kontakten verwendet werden und keine Tastenmatte mit Gummimembranen. Entsprechend werden Tastaturen dieser Art auch als „mechanische Tastaturen“ bezeichnet.
Diese Taster sind bekannt unter dem Namen „Cherry MX“ und waren bis 1984 durch ein Patent geschützt. Seit dem haben auch andere Hersteller ähnliche Taster entwickelt und die Form und Position der Kontakte wurde zu einer Art „Industrie-Standard“ in diesem Bereich. So gibt es mittlerweile Tastaturen, die nicht nur austauschbare Tastenkappen haben sondern auch austauschbare Taster. Ebenfalls gibt es Bausätze mit Basisplatine und Gehäuse, die man sich dann mit Tastern und Tastenkappen nach Wahl vervollständigen kann.
Moderne Tastatur-Layouts
Die Option, den Nummernblock wegzulassen um so Platz zu sparen, ist nur eine Variante bei aktuellen Tastatur-Layouts, die neben „Tenkeyless-Layout“ als auch „80%-Layout“ bezeichnet wird, da die Tastatur nur etwa 80% der ursprünglichen Breite hat. Daneben gibt es aber noch zahlreiche Varianten von „75%“ bis hinunter zu „50%“. Sehr ausführlich behandelt wird das in „The Reference Guide to Keyboard Sizes & Layouts“ erläutert.
Ich habe lange gewartet mit einer neuen Tastatur, weil ich kein funktionierendes Gerät wegschmeißen wollte und das schwarze Microsoft-Gerät (außerdem ein Geschenk) ganz gut funktioniert hat. Jetzt habe ich seit einigen Wochen eine weiße Cherry Stream (war dazu noch reduziert, yeah!) und erfreue mich an der Funktion. Auf der hellen Tastatur erkenne ich die Tasten wesentlich besser als auf der schwarzen und muss nicht von einer Tastaturbeleuchtung träumen (beim nächsten Notebook wäre das ein Nice to have). Die Lautstärkeregelung an der Tastatur hatte ich vorher schon und wollte sie unbedingt behalten. Das ist für mich etwas, das als Standard Einzug halten sollte. Die rote LED in der SHIFT-Lock-Taste ist ebenfalls Gold wert. Das Ding funktioniert einfach so wie es soll, und das macht Spaß und ist befriedigend.
Alle paar Monate schaue ich auf dein Block, gerade kam ich per Twitter hier hin.
Dieter