Christine Lambrecht und das Silvester-Video

Die Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat es sich nicht nehmen lassen, zur Silvesternacht 2022/2023 auf Instagram ein privates Video zu veröffentlichen (siehe auch https://www.instagram.com/p/Cm2Mks1BDj8/ – eventuell aktuell nicht mehr verfügbar).

Die Ansprache erfolgt mit Silvesterfeuerwerk, Rettungswagen und Böllern im Hintergrund am Frankfurter Tor in Berlin, was schon eine sehr eigenwillige Wahl ist. Aufgrund des Lärms im Hintergrund ist schwer zu verstehen, was Christine Lambrecht überhaupt sagt. Möglicherweise sollte es so authentischer und persönlicher wirken – aber das ist gründlich missglückt.

Abgesehen von der unfreiwillig komischen Situation ist der Wortlaut der Ansprache mindestens missverständlich, aber auch respektlos gegenüber den Opfern des Angriffs Putins auf die Ukraine, Zitat:

Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu und Berlin bereitet sich auf den Jahreswechsel vor. Was war das für ein Jahr, dieses Jahr 2022? Es hat uns vor unglaubliche Herausforderungen gestellt. Mitten in Europa tobt ein Krieg. Damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte, viele, viele Begegnungen mit interessanten, mit tollen Menschen und dafür sage ich ein herzliches Dankeschön. Ich werde jetzt diesen Jahreswechsel begehen, mit Familie und Freunden. Und all denjenigen, die das nicht können, weil sie für uns im Dienst sind – als Soldat oder als Polizistin, im Krankenhaus oder in anderen Bereichen – sage ich ein herzliches Dankeschön. Uns Allen wünsche ich jetzt einen guten Rutsch in ein Jahr 2023, das hoffentlich gesund, glücklich und hoffentlich friedvoll ist.

Beim nächsten Mal die Rede doch erstmal aufschreiben, dann nochmal in Ruhe durchlesen und idealerweise auch noch eine weitere Person einbeziehen, bevor man mit sowas an die Öffentlichkeit geht. Nur weil etwas „privat“ bei Instagram erscheint, ist es nicht weniger öffentlich.

Update 2023-01-16

Christine Lambrecht ist zurückgetreten. Aber auch der Rücktritt hinterlässt nicht den besten Eindruck. So gab es nur eine schriftliche Erklärung, keine Aussage vor laufender Kamera. Der Text im Wortlaut, Zitat:

Ich habe heute den Bundeskanzler um Entlassung aus dem Amt der Bundesministerin der Verteidigung gebeten. Die monatelange mediale Fokussierung auf meine Person lässt eine sachliche Berichterstattung und Diskussion über die Soldatinnen und Soldaten, die Bundeswehr und sicherheitspolitische Weichenstellungen im Interesse der Bürgerinnen und Bürger Deutschlands kaum zu. Die wertvolle Arbeit der Soldatinnen und Soldaten und der vielen motivierten Menschen im Geschäftsbereich muss im Vordergrund stehen. Ich habe mich deshalb entschieden, mein Amt zur Verfügung zu stellen. Ich danke allen, die sich jeden Tag für unsere Sicherheit engagieren und wünsche ihnen von Herzen alles erdenklich Gute für die Zukunft.

Dass es eine „mediale Fokussierung auf ihre Person“ gab, mag sein – aber es gab auch Gründe dafür – und darunter war der Mitflug ihres Sohnes zum Urlaub nach Sylt im Bundeswehrhubschrauber und die missglückte Ansprache zu Silvester noch die harmlosesten Fehler. Bei allem Respekt für den nun erfolgten Rücktritt wäre etwas Selbstkritik durchaus angebracht gewesen.

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